: Sportschau sucht Basisnähe
Erst Fortuna Düsseldorf, dann Bayern München: Die ARD-Sportschau zeigt künftig Spiele der Fußballregionalliga. Die drittklassigen Clubs aus Nordrhein-Westfalen hoffen auf Popularität
VON MARTIN TEIGELER
Die dritte Liga spielt den Pausenclown für die Großen im Fußball. Weil die ARD in ihrer „Sportschau“ erst ab 18.30 Uhr Ausschnitte von Bundesligapartien zeigen darf, überträgt das Erste künftig samstags ab 18.10 Uhr rund zwanzig Minuten lang Regionalligaspiele. „Wir wollten den Sendebeginn um 18.10 Uhr gerne beibehalten und die Zeit sinnvoll überbrücken“, sagt Sportschau-Chef Steffen Simon. Da sei man auf die Regionalliga gekommen, „in der bekanntermaßen guter Fußball gespielt wird und wo mitunter weitaus mehr los ist als in der zweiten Liga“, so der Fußballkommentator.
Die NRW-Clubs in der dritthöchsten Spielklasse freuen sich über das gestiegene Interesse des öffentlich-rechtlichen Senders. „Das begrüßen wir natürlich, das macht uns bekannter“, sagt Thomas Richter, Ex-Bundesligaprofi und Manager des Regionalligisten Wuppertaler SV. „Das ist sensationell“, freut sich Bernard Dietz, früherer MSV-Duisburg-Held und seit einigen Wochen neuer Trainer des Ex-Zweitligisten Ahlen.
Mehr Geld bekommen die NRW-Drittligisten nicht für den seltenen TV-Auftritt in der ersten Reihe. „Die Übertragung der Regionalliga ist Teil unseres TV-Vertrags mit der ARD“, sagt DFB-Sprecher Stephan Brause. Der Dachverband hatte mit den öffentlich-rechtlichen Kanälen vor dreieinhalb Jahren einen Deal über die Fernsehvermarktung geschlossen. Kern des Kontrakts sind vor allem die Heimspiele der Fußballnationalelf und der DFB-Vereinspokal. ARD und ZDF dürfen ferner Spiele der Frauenfußballbundesliga sowie die Spiele der Regional- und Oberligen der Herren ausstrahlen. Ein Recht, von dem sie bislang selten Gebrauch machen. Normalerweise werden die Drittligaspiele passenderweise in die dritten Programme abgeschoben.
Wie gering der Stellenwert des Regionalligafußballs ist, zeigt die Höhe der Fernsehgelder. Insgesamt soll das DFB-Rundumsorglospaket die TV-Sender laut Medienberichten knapp 400 Millionen Euro gekostet haben. Die Regionalligaclubs bekommen allerdings pro Saison nur jeweils 387.000 Euro von dem großen Rechtekuchen ab. Zum Vergleich: Ein Zweitligist kann mit der zehnfachen Summe rechnen, weil die TV-Rechte der 1. und 2. Bundesliga getrennt über den Ligaverband DFL vermarktet werden. „Die geringen Fernsehgelder sind einer der Gründe, warum die Regionalliga in dieser Form nicht mehr lebensfähig ist“, sagt der Wuppertaler Manager Thomas Richter.
Abhilfe soll ab der Saison 2008/2009 eine neue „dritte Bundesliga“ schaffen, die die bisherige zweigeteilte Regionalliga (Nord und Süd) ablösen soll. Im September muss die Strukturreform allerdings noch vom Fußballdachverband DFB auf einem „außerordentlichen Bundestag“ beschlossen werden. „Der DFB hinkt anderen europäischen Ländern mit dieser Entscheidung hinterher“, sagt der Dortmunder Sozialwissenschaftler und Fußballforscher Uwe Wilkesmann. In England etwa gibt es bereits seit 1920 eine dritte Profiliga.
In der neuen deutschen Profiliga dürfen die Reservemannschaften reicher Eliteclubs wie Bayern, Bremen oder Leverkusen wohl nicht mehr mitspielen. „Das ist überfällig“, sagt Paul Jäger, Geschäftsführer von Fortuna Düsseldorf. Die zweiten Mannschaften haben keine Fans und gelten als Stimmungstöter in den Drittligastadien. „Der Wegfall der Zweitvertretungen macht die Liga für Zuschauer und Fernsehsender interessanter“, so Fußballforscher Wilkesmann.
Die Frage der lukrativen TV-Vermarktung für eine mögliche dritte Bundesliga ist aber noch völlig offen. Während das Deutsche Sportfernsehen (DSF) vorsichtiges Interesse an einer Übertragung der Drittligaspiele gezeigt hatte, könnten ARD und ZDF auf die Einhaltung ihres Rechtevertrags pochen. Der läuft nämlich noch bis 2009. Vorläufig dürfte die dritte Liga also eine Billigklasse bleiben.