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Archiv-Artikel

Die Hilfe wächst, die Not auch

FLUT Immer mehr Geld von der Bundesregierung und von privaten deutschen Spendern. UN: Lage wird schlimmer

BERLIN taz | Nach Kritik, wonach Deutschland zu wenig für die Flutopfer in Pakistan tue, hat sich die Bundesregierung einen Ruck gegeben. Erneut stockte sie gestern ihre Hilfszusagen auf.

Die bilaterale Hilfe für Pakistan stieg von 15 auf 25 Millionen Euro, teilte das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) mit. Die deutschen Beiträge zum UN-Hilfsappell für die Flutopfer im Umfang von 460 Millionen Dollar stiegen gestern nach Angaben des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe (Ocha) auf rund 9,244 Millionen Dollar geleistete Zahlungen und konkrete projektgebundene Zusagen, dazu noch über 20 Millionen Dollar „unverbindliche Zusagen“. In diesem Geld dürften nach BMZ-Angaben gegenüber der taz auch Teile der bilateralen Pakistan-Nothilfe enthalten sein, die zum Teil an UN-Unterorganisationen gehe, zum Beispiel 5,5 Millionen Euro an das UN-Welternährungsprogramm (WFP) aus BMZ-Mitteln. Auch die zögerliche private Spendenbereitschaft wächst: Nach einer Umfrage erhielten Hilfswerke in Deutschland bisher etwa 24 Millionen Euro Spenden für Pakistan.

Die gesamten internationalen Zahlungen und Zusagen für den UN-Hilfsappell lagen gestern Abend nach Ocha-Angaben bei knapp 242 Millionen Dollar. Nach wie vor hat kein einziges islamisches Land eingezahlt. Größter Geber sind die USA mit knapp 83 Millionen Dollar, der kleinste ist Estland mit 83.879.

Mit diesen Geldern haben UN-Hilfswerke und Partnerorganisationen bisher fast 800.000 Flutopfer mit Lebensmitteln versorgt und mindestens 1,4 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet, heißt es in einer Erklärung der Vereinten Nationen. Fast eine Million Menschen hätten Unterkunft erhalten, Medikamente zur Versorgung von 1,8 Millionen Menschen seien geliefert worden. „Leider ist dies nur ein Bruchteil dessen, was wir tun müssen“, sagte Martin Mogwanja, humanitärer UN-Koordinator und Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Pakistan.

Nach Regierungsangaben haben die Fluten in Pakistan bisher 15,4 Millionen Menschen direkt betroffen, von denen zwischen 6 Millionen und 8 Millionen dringende Nothilfe benötigen. Der UN-Appell wird daher vermutlich noch erweitert werden müssen, zumal nicht alle Schäden erfasst sind. Ocha-Sprecher Maurizio Giuliano sagte gestern, etwa 4,6 Millionen Menschen seien obdachlos – bisher war die UNO von 2 Millionen ausgegangen.

Drei Wochen nach Beginn der Flutkatastrophe sollte gestern in New York die UN-Vollversammlung zu einer Pakistan-Sitzung zusammenkommen, bei der auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprechen wollte. Konkrete Beschlüsse kann dieses Treffen nicht fällen. Die EU hat eine internationale Geberkonferenz im Oktober vorgeschlagen. DOMINIC JOHNSON