Schöneberger Insel bekommt Anleger

Die Bahn und das Land Berlin bauen den S-Bahnhof Kolonnenstraße auf der Linie 1. 31 Jahre lang hatten eine Bürgerinitiative und der Bezirk dafür gekämpft. Noch im Sommer soll der erste Spatenstich erfolgen, die Einweihung ist für 2008 geplant

Von Rolf Lautenschläger

Unglaubliche 31 Jahre hat sie gedauert: Jetzt findet die ewige Geschichte des geplanten S-Bahnhofs Kolonnenstraße in Schöneberg doch noch ein Ende. Die S-Bahn-Station für das dichtbesiedelte Quartier rund um die so genannte Schöneberger Insel wird samt zwei Zugängen und einem Brückenneubau realisiert. Derzeit beginnt die Deutsche Bahn mit „bauvorbereitenden Maßnahmen“, wie ein Sprecher der Bahn gestern der taz sagte. Die Ausschreibungen für das rund 5 Millionen Euro teure Bauvorhaben seien „in vollem Gang“. Noch im Spätsommer werde der erste Spatenstich für das gemeinsame Projekt der Bahn und des Landes Berlin erfolgen. Eröffnet werden soll der S-Bahnhof Kolonnenstraße auf der Strecke S 1 von Wannsee nach Oranienburg Anfang 2008.

Mit dem Bahnhof lösen Bahn und Land ein Versprechen ein, das dem Bezirk Schöneberg bereits vor viele Jahren gegeben worden war. Weil die Wege von der Schöneberger Insel, eingekeilt zwischen den S-Bahn-Linien 1 und 2, zu den S-Bahnhöfen Schöneberg oder Yorckstraße zu weit waren, hat der Bezirk immer auf dem S 1-Haltepunkt bestanden.

Martin Schwarz, Leiter des Projekts im Stadtplanungsamt Tempelhof-Schöneberg, ist froh, dass die Bahn den Bau zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrsnetzes jetzt beginnt. Das Stadtquartier benötige dringend den S-Bahn-Anschluss. Aufgrund der Bevölkerungsdichte habe man „exorbitante Fahrgastzahlen“ für den Haltepunkt errechnet. Außerdem sei der Bahnhof als „Kreuzungs- und Umsteigepunkt“ von Nord–Süd nach Ost–West wesentlich. Für den Bus nach Tempelhof und weiter nach Neukölln werde eigens eine Haltestelle über den Bahnsteigen angelegt, so Schwarz.

Laut Schwarz „gibt es einen Planfeststellungsbeschluss“, nach dem an der Kolonnenstraße sofort gebaut werden könne. Geplant seien der S-Bahnhof mit zwei Zugängen östlich und westlich der Kolonnenbrücke. Außerdem werde die alte Fußgängerbrücke abgerissen.

Auf der Agenda des Bezirks beziehungsweise seiner Bürger steht der geforderte S-Bahn-Anschluss seit 1975. Damals hatte die Bürgerinitiative Westtangente (BI Westtangente) den Bahnhofsbau vorgeschlagen, um den Nahverkehr attraktiver zu machen. Außerdem kritisierte die Initiative die langen Wege vom Inselkiez zu den Schöneberger S-Bahnhöfen. „Wir haben das Land und die S-Bahn unter Druck gesetzt, den Haltepunkt zu realisieren“, berichtet Norbert Rheinlaender von der BI Westtangente.

1984, nach der Übernahme der S-Bahn von der Ostberliner Reichsbahn durch die BVG, reagierten das Land und die Verkehrsbetriebe erstmals positiv auf den Vorschlag. 1986/87 wurde ein Bauwettbewerb ausgelobt, den der Berliner Architekt Mario Maedebach gewann. Der Haltepunkt war damit auf dem Weg – beinahe.

„Dem Projekt mit oberster Priorität kam der Fall der Mauer dazwischen“, erinnert sich Rheinlaender. Die Deutsche Bahn, an die die S-Bahn übertragen wurde, habe die Finanzierung gestoppt und das Geld in andere Investitionen fließen lassen. Dennoch hätten die BI, das Land und viele seiner Bausenatoren immer an dem Bau festgehalten. Rheinlaender bemängelte, dass die Bahn Projektbau Station und Service, die den Bahnhof realisiert, sich kaum in die Karten gucken ließ bei der Planung. „Die machen wie beim Südkreuz alles allein.“

Während es für den Bezirk außer Frage steht, die Grundsteinlegung öffentlich zu feiern, ließ die Bahn dies offen. Schade. Nach 31 Jahren Kampf für das Projekt wäre das angemessen.