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Archiv-Artikel

Bollywood auf Chinesisch im Park

Bei Dreharbeiten zu einem chinesischen Film in Bremen hat die deutsche Produktionsleiterin alle Hände voll zu tun. Schließlich muss alles richtig deutsch aussehen, nicht nur die Leute im Biergarten, sondern auch das Bier, das eine tragende Rolle in „Hopfen und Bach“ spielt

Der Schaum auf dem Bier ist in sich zusammengesunken, das Glas nur noch zu drei Vierteln gefüllt. „Halt, das geht so nicht, in Deutschland würde man Bier so nicht servieren!“ Henriette Degener ist neben 30 Chinesen die einzige Deutsche in der Filmcrew, die am Donnerstag in einem Café im Bremer Bürgerpark Szenen für eine chinesische Produktion dreht. Eigentlich ist Degener als Produktionsleiterin vor allem für Finanzen und Organisation verantwortlich, aber bei „Hopfen und Bach“ geht ihr Job weit darüber hinaus. „Degener!“, ruft der Regisseur, wenn er etwas von ihr will, zum Beispiel, dass sie die zwei älteren Ehepaare überredet, als Komparsen im Hintergrund zu wirken. Doch die sind unwillig, auch für Geld wollen sie nicht noch eine Stunde länger bleiben. Schade, dabei sehen sie so schön deutsch aus.

Wie Deutsche sind und aussehen, davon hätten die chinesischen Filmemacher eine ziemlich genaue Vorstellung, erzählt Degener. Blond, dick, rotgesichtig sei beispielsweise eine Figur im Drehbuch beschrieben worden. Der Schauspieler, mit dem die Rolle dann besetzt wurde, erfüllt allerdings keine der genannten Eigenschaften. Wie „realistisch“ die Geschichte über einen jungen Chinesen, der in Bremen das Brauhandwerk lernen soll, eine chinesische Musikstudentin und eine von Deutschen adoptierte Chinesin tatsächlich ist – darüber gibt es verschiedene Ansichten. Der Sohn der Produzentin jedenfalls studiert seit drei Jahren in Deutschland und findet nur etwa „20 Prozent“ eigene Erfahrungen wieder. Das aber hört das Filmteam nicht gerne. Auf der Pressekonferenz wird ihm der Mund verboten, beziehungsweise den Journalisten untersagt, ihn zu fragen. „Sprechen Sie mit dem Regisseur“, kommt der barsche Befehl eines deutsch sprechenden Mitarbeiters. Um welches Genre es sich handle, fragt eine Journalistin. Doch der Regisseur antwortet nicht, er will sich vor allem bei allen bedanken, die geholfen haben, dass er seinen Film machen kann. Ganz wichtig: Die Filmförderanstalt der Länder Bremen und Niedersachsen, die Nordmedia, die für diesen und einen zweiten Film 90.000 Euro dazugeschossen hat, etwa ein Viertel des Etats. Jochen Coldewey, Leiter der Filmförderung erklärt, warum das Geld sinnvoll angelegt ist: „Wir hoffen, dass wir in China so bekannt werden wie Rothenburg und Heidelberg.“

Die Frage nach dem Genre beantwortet schließlich Degener: „‚Bollywood auf Chinesisch‘, aber das hört der Regisseur nicht so gerne.“ Umso lieber wird er es sehen, dass Degener ihre Augen überall hat. Eine Gruppe von jungen Leuten im Biergarten trägt ausnahmslos dunkel. Das kommt nicht gut, weiß sie. Und brüllt: „Zieht euch mal die Jacken aus.“ Eiken Bruhn