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Archiv-Artikel

Anschlag auf Schiiten-Schrein in Nadschaf

Ein Selbstmordattentäter zündet seinen Sprengsatz nahe der Imam-Ali-Moschee. Mindestens 35 Menschen sterben

NADSCHAF ap/rtr ■ Ein Selbstmordanschlag vor einem schiitischen Heiligtum in der südirakischen Stadt Nadschaf hat gestern mindestens 35 Menschen das Leben gekostet. Weitere 122 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt, wie der Leiter der Gesundheitsbehörde der Stadt, Munthir al-Ithari, sagte. Der Attentäter zündete den Angaben zufolge die Bombe auf dem Markt vor der Imam-Ali-Moschee, während Polizisten ihn nach Waffen abtasteten.

Der Marktplatz war zum Zeitpunkt des Anschlags voller Menschen. Unter den Toten sind laut al-Ithari auch fünf Polizisten und eine Frau aus dem Iran. Die Grabmoschee des Imams Ali zählt zu den höchsten Heiligtümern der Schiiten. Ali war der Schwiegersohn des Propheten Mohammed. Bereits seit Jahrhunderten ist der Ort Ziel von Pilgern und wird von den weltweit 120 Millionen Schiiten verehrt. Der Schrein ist Sitz des geistlichen Oberhaupts der irakischen Schiiten, Ajatollah Ali al-Sistani. Die schiitische Organisation Hawsa warf sunnitischen Anhängern des Exstaatschefs Saddam Hussein vor, für den Anschlag verantwortlich zu sein.

Im Internet bekannte sich eine Gruppe irakischer Aufständischer zu der Tat. „Wir sagen zu der verhassten Ablehnungsfront (gemeint sind die Schiiten, d. Red.), dass unsere Schwerter bis in die Tiefe eurer Gebiete reichen“, hieß es in einer Erklärung der Gruppe Dschamaat Dschund al-Sahaba. Der Name bedeutet „Soldaten der Gefährten des Propheten“. Die Echtheit der Nachricht konnte zunächst nicht überprüft werden. Die sunnitische Gruppe hat bereits für mehrere Anschläge die Verantwortung übernommen, unter anderem für einen Selbstmordanschlag im Mai 2005, bei dem 31 Menschen auf einem Gemüsemarkt in einer Stadt südlich von Bagdad getötet wurden.

Nadschaf und die nahe gelegene Stadt Kut, in der sich ebenfalls bedeutende schiitische Heiligtümer befinden, wurden schon wiederholt zum Ziel von Anschlägen. Erst am 18. Juli sprengte sich ein Selbstmordattentäter gegenüber einer Moschee in Kut mit seinem Fahrzeug in die Luft und riss 53 Menschen mit in den Tod.

Eine zweite Bombe detonierte nach Angaben der Polizei in einem anderen Teil Nadschafs. Der Anschlag dort habe sich gegen einen US-Militärkonvoi gerichtet. Bei der Explosion wurde niemand verletzt. Insgesamt wurden im Irak gestern mindestens 18 Menschen getötet, die meisten in Bagdad. Unter den Opfern waren auch vier Polizisten.