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Archiv-Artikel

Kabila nach ersten Ergebnissen im Kongo vorn

Wahlkommission beginnt Veröffentlichung von Teilergebnissen. Präsident Kabila deutlich vor Exrebellenchef Bemba

BERLIN taz ■ Die Wahlkommission der Demokratischen Republik Kongo hat sich dem öffentlichen Druck gebeugt und entgegen ihren ersten Ankündigungen nun doch detaillierte Teilergebnisse der historischen freien Wahlen vom 30. Juli veröffentlicht. Den in der Nacht zu gestern auf die Internet-Seite der Wahlkommission (www.cei-rdc.org) gestellten Zahlen zufolge liegt der amtierende Präsident Joseph Kabila mit knapp 47 Prozent der Stimmen klar in Führung. Auf die zweite Stelle kommt Exrebellenführer Jean-Pierre Bemba mit knapp 24 Prozent. Kein anderer Präsidentschaftskandidat erreicht über vier Prozent, 22 der 33 Kandidaten schaffen nicht einmal ein Prozent.

Die Teilergebnisse beziehen sich auf rund ein Zehntel der Wahllokale des Kongo und 1,75 Millionen Stimmen. Sie wurden dort veröffentlicht, wo die jeweiligen Sammelstellen der Wahlkommission ihre Arbeit abgeschlossen haben und die Einzelergebnisse aus den Wahllokalen überprüft und korrekt zusammengezählt werden konnten. Darin eingeschlossen sind Hochburgen Kabilas wie die ostkongolesischen Städte Goma, Beni, Kindu und Kalemie, aber auch Hochburgen Bembas in seiner Heimatprovinz Equateur. Dazu kommen große Teile der westkongolesischen Provinz Bas-Congo, in der die Stimmen zwischen zahlreichen Regionalkandidaten gesplittet sind, sowie mehrere Regionen der Südprovinz Katanga.

Generell ist das Wahlergebnis umso monolithischer, je weiter östlich die Region liegt. In den ländlichen ostkongolesischen Distrikten Punia und Lubutu erhält Kabila jeweils 93 und 91 Prozent. Dass in diesen Urwaldgebieten ohne Infrastruktur die Stimmenauswertung schneller abgeschlossen worden sein soll als in den meisten anderen ländlichen Gebieten des Kongo, dazu noch bei untypisch hohen Wahlbeteiligungen von über 86 Prozent, ist allerdings merkwürdig.

Noch nirgends abgeschlossen ist die Stimmenauswertung in den ostkongolesischen Provinzen Orientale und Süd-Kivu, in denen Kabila mit dem Sieg rechnen kann, sowie in den westlichen Provinzen Bandundu und West-Kasai sowie der Hauptstadt Kinshasa, wo Bemba und andere Oppositionelle auf Mehrheiten setzen. Eine Kuriosität ist, dass Kabila in einer Region Ostkongos die Mehrheit verfehlt: im südostkongolesischen Distrikt Moba am Tanganjikasee, wo sein Vater Laurent-Désiré Kabila jahrzehntelang eine Guerillabewegung gegen die einstige Mobutu-Diktatur führte. Hier gewinnt ausgerechnet Mobutus ehemaliger Zentralbankchef Pierre Pay-Pay, der ansonsten kaum Stimmen sammeln konnte.

Aus Beobachterkreisen hieß es, die Stimmenauswertung könne eventuell bereits heute abgeschlossen werden. Dann würde am Wochenende das provisorische Endergebnis stehen. Ursprünglich hatte die Wahlkommission dafür den 20. August genannt. Sollten die bisherigen Trends sich bestätigen, dürften Kabila und Bemba am 29. Oktober gegeneinander in einer Stichwahl antreten. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Kabila doch noch knapp über die 50-Prozent-Marke schrammt.

DOMINIC JOHNSON