: Nur klassische Ressourcen
Angesichts der überall gefeierten 50 Jahre Beatles dieses Jahr kann man sich ruhig auch daran erinnern, dass heute vor 43 Jahren, noch nicht 33-jährig, Brian Epstein verstorben ist. Als erster Manager der Fab Four half er ein bisschen mit, dass sie eine so große Nummer wurden. Außerdem wurde heute vor 70 Jahren Sonny Sharrock geboren. Auch eine große Nummer, selbst wenn das nicht ganz so viele mitbekommen haben. Toller Gitarrist mit einem freispielenden Hochenergieblues. Als er mit 53 starb, war er gerade dabei, erstmals einen Plattenvertrag bei einem Major zu unterschreiben.
Aber das sind nun alles Vergangenheiten. Dabei kann man sich schon heute für die Zukunft entscheiden. Wenn man nämlich jetzt losläuft, schafft man es vielleicht noch zum Konzertbeginn morgen am Samstag um 17 Uhr im Schloss Ulrichshusen in Mecklenburg. Oder man nimmt sein Fahrrad, weil es bis dahin von Berlin aus immerhin etwa 160 Kilometer sind, um mit einer ökologisch halbwegs sauberen Weste zu diesem Ereignis anzurücken, das als erstes Klassikkonzert Deutschlands annonciert wird, das den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt. Dafür soll dann das Catering für die Musiker nur aus regionalem Anbau kommen, das Programmheft wird aus Recyclingpapier gemacht, solche Sachen eben. Womit nun auch der Klassikbetrieb mit dem vom Violinisten Daniel Hope organisierten Konzert wieder zum Popgeschäft aufgeschlossen hat, in dem in jüngerer Zeit gern darauf verwiesen wird, dass man seine Ökobilanz aufpolieren will. Das aktuelle Album etwa von Jack Johnson, „To the Sea“, soll so klimaneutral wie möglich produziert worden sein.
Eigentlich aber eignet sich die klassische Musik prinzipiell eher für solides Ökobewusstsein, weil in ihr statt mit den vielen kleinen Stromfressern lieber mit gut abgehangenen Stradivaris gearbeitet wird, die ihre Nachhaltigkeit bewiesen haben. Aber das kann ja nur der erste Schritt sein. Zur Erweiterung in die musikalische Gegenwart hinein, die an wirklich umweltbewusstem Instrumentarium erspielt wurde, mag man sich auf eine Platte besinnen, die damals, 1975, etwas untergegangen ist. Auf „ New and Rediscovered Musical Instruments“ von Max Eastley und David Toop, erschienen auf Brian Enos Obscure Records, gibt es Instrumente wie das Hydrophon oder Aerophon zu hören, mit denen in der Natur reichlich vorkommende Ressourcen wie Wasser und Wind akustisch fruchtbar gemacht wurden. Für diese seltsam experimentelle Musik braucht es allerdings eine recht kontemplative Hörbereitschaft.
Und natürlich ist man bereits gespannt, wie in diesem Jahr die Ökobilanz bei dem am Donnerstag startenden Musikfest Berlin ausfällt, so neben dem musikalischen Ertrag. THOMAS MAUCH