Ein Sonntagsschuss am Samstag

Lübecks Fußballminimalisten gewinnen das Nordderby gegen einen harmlosen FC St. Pauli mit 1:0. Hoffmann entscheidet das Spiel nach nur vier Minuten. Osnabrück und Kiel auf Verfolgerrängen

Von Marco Carini

Für Bernd Hollerbach könnte die Saison nach ihrer ersten Woche gern auch schon beendet sein. Nach dem 1:0-Heimerfolg gegen den FC St. Pauli steht der von ihm trainierte Regionalligist VfL Lübeck dort, wo ihn sich der gebürtige Franke am Ende der Spielzeit wünscht: Auf Platz zwei der Tabelle, der zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga berechtigt. Dabei gelang den Lübecker Fußballminimalisten ein bemerkenswertes Kunststück: Sie schossen in jedem ihrer bisher drei Spiele nur ein einziges Tor – und holten damit drei Siege.

Bei St. Paulis Trainer Andreas Bergmann dagegen herrscht Katzenjammer. Mit zwei Niederlagen in drei Partien legte der Aufstiegsaspirant vom Millerntor einen klassischen Fehlstart hin. Damit trennen St. Pauli bereits sechs Punkte von der Tabellenspitze. „Wir haben unglücklich verloren. Ich bin aber stolz auf meine Mannschaft, die das Spiel bis zur letzten Minute dominiert hat“, redete Bergmann nach dem Abpfiff die Leistung seines Teams schön. Bayern-Trainer Felix Magath, dessen Team am 9. September im DFB-Pokal am Millerntor gastiert, fand hingegen deutlichere Worte: „Ich bin von St. Pauli sehr enttäuscht.“

Tatsächlich offenbarte das Nordderby den 11.800 Zuschauern die eklatanten Schwächen der Kiez-Kicker. Deren hochgelobte Offensiv-Abteilung hatte ihr Pulver bereits nach acht Minuten verschossen. Schon nach 30 Sekunden war Thomas Meggle frei vor Torwart Frech aufgetaucht, brachte den Ball aber nicht im Tor unter. Sieben Minuten später platzierte Charles Takyi einen Freistoß an den rechten Pfosten. Danach aber erarbeiteten sich die Hamburger trotz deutlicher Feldüberlegenheit keine einzige Torchance mehr.

Harm- und hilflos rannten sich die St. Paulianer immer wieder an der kompakt stehenden Lübecker Deckung fest. Unrühmlicher Höhepunkt der untauglichen Bemühungen: Nach einem Ellenbogencheck in das Gesicht von Lübecks Kapitän Dietmar Hirsch sah Felix Luz vier Minuten vor Spielende die rote Karte und wird den Hamburgern nun mehrere Wochen fehlen.

Die Lübecker, die Stürmer-Neuzugang Jan Hoffmann durch einen Sonntagsschuss aus 21 Metern Entfernung bereits in der vierten Minute in Führung gebracht hatte, machten es spielerisch kaum besser. Den Vorsprung im Rücken, stellten sie jegliche Offensivbemühungen ein. Spielmacher Thomas Ollhoff gelang es nicht, das Spiel seiner Mannschaft anzukurbeln. St. Pauli-Torwart Benedikt Pliquett musste trotzdem mehrere Male einen höheren Rückstand verhindern. Gleich drei ebenso riskante wie unnötige Rückpässe seiner Mitspieler konnte der Keeper nur knapp vor einem heranstürmenden Lübecker erlaufen.

Während St. Paulis Aufstiegsträume einen heftigen Dämpfer bekommen haben, gelang des dem VfL Osnabrück, Anschluss an die Tabellenspitze zu halten. Die „Lilien“ setzen sich durch Tore von Reichenberger (25.) und Brunnemann (30.) bei einem Gegentreffer von Cornelius (83.) bereits am Freitag bei Rot-Weiß Erfurt mit 2:1 (2:0) durch und belegen nun trotz eines Spiels Rückstand bereits den sechsten Platz. Zwei Ränge dahinter befindet sich Holstein Kiel, das durch ein Tor von Dobry (70.) einen 0:1-Rückstand bei Tabellenführer Wuppertaler SV noch in ein Remis verwandeln konnte.