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Archiv-Artikel

Hurra, hurra, die Schule beginnt

Klassen zu groß, Lehrstellen zu wenige: Lehrergewerkschaft GEW gibt sorgenvollen Ausblick auf das neue Schuljahr

Morgen enden die Ferien, heute Mittag will Hamburgs Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) einen Ausblick aufs neue Schuljahr geben. Die GEW erklärte bereits gestern, wie sie die Lage der Schulen sieht: zwiespältig.

Durchaus positiv bewertete der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan die Schulstrukturdebatte. Es sei ein Fortschritt, dass auch die Senatorin ein Zwei-Säulen-Modell plane, das den Schülern beider Zweige die Chance aufs Abitur einräume. Bullan ist indes „skeptisch“, ob nicht auch dieses Modell die soziale Spaltung verfestigt. Die GEW will dagegen „eine Schule für alle“ und wird im Oktober mit einem Kongress dafür werben.

Ansonsten blicken Bullan und seine Stellvertreterin Siegrid Strauss sorgenvoll in die nähere Zukunft. Wie berichtet, gibt es nicht nur an Hamburgs Grundschulen mehr große Klassen denn je. Senatorin Dinges-Dierig hatte nach heftiger Kritik im Mai zwar eine kleine Wende vollzogen und erklären lassen, dass auch ihr dies „Sorgen bereite“. Taten folgten dem aber nicht.

Für Bullan ist der Abbau an Ressourcen ein Grundübel, an dem auch die Gymnasien litten. Dort lernen seit dem Jahr 2000 zwölf Prozent mehr Kinder, für die es aber nur ein Prozent mehr Lehrer gibt. Die Folge davon – wie auch der „überhasteten Abitursverkürzung“ – sei mehr Stress für die Schüler und eine höhere Abbrecherquote von inzwischen 16,2 Prozent.

Auch in den Berufsvorbereitungsklassen, in denen rund 3.000 Schüler ohne Lehrstelle landen, ist die Abbrecherquote mit bis zu 50 Prozent viel zu hoch, so Strauß. Der neue Weg der Behörde, die Schulen per Zielvereinbarungen zur Senkung dieser Quote anzuhalten, scheitere an zu großen Gruppen und fehlender Zeit für Fortbildung.

Im lehstellenmangel sieht die GEW das größte Problem des Sommers. „2.000 Jugendliche sind noch unversorgt“, so Strauß, dazu kämen Abgänger, die die Arbeitsagentur nicht als Bewerber anerkenne. Sogar Friseure und Bäckereien verlangten Zweiernoten und Abitur. Strauß: „Da das duale System nicht mehr funktioniert, muss die Ausbildung in die Schule verlagert werden“. Dies ginge, und Kapazitäten „wären da“. Es fehle ein Signal der Handelskammer. Kaija Kutter