Tiefbraune Tendenz

Eine ausländerfeindliche Schülerzeitschrift beunruhigt Kölner Schüler und Lehrer – und die Anzeigenkunden

Die Hefte waren noch druckfrisch, da befasste sich damit Anfang der Woche der Schulausschuss der Stadt Köln. „Objektiv“ heißt die Schüler- und Jugendzeitung, aber auf das, was in der ersten Ausgabe zu lesen ist, trifft dieses Adjektiv ganz und gar nicht zu. Presserechtlich verantwortlich für das Heft mit 3.000er Auflage ist Martin Schöppe, ein Oberstufenschüler, der für die rechtsextreme „Bürgerbewegung Pro Köln“ in der Bezirksvertretung Chorweiler aktiv ist.

Entsprechenden Inhalt liefert das 24-seitige „Objektiv“. Harmlos mutet zunächst die Titelgeschichte über das WM-Fußballfieber in Köln an, sowie Berichte über eine neue Kletterhalle und das Sea Life Aquarium in Königswinter. Abgesehen davon dient das Heft als Plattform für ausländer- und minderheitenfeindliche Hetze. Den Gesinnungshöhepunkt erreicht ein Artikel über zwei Jugendliche: Jessika, deutsche Gymnasiastin, wird von Ali, türkischem Hauptschüler, belästigt. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, „dass viele Moslems ihren sexuellen Kohldampf auf unseren Straßen vor sich herschieben und keine Grenzen bei Mädchen akzeptieren“.

Nicht nur die Mitglieder des Kölner Schulausschusses, sondern auch Lehrer, Eltern und Schüler, die „Objektiv“ am Dienstag vor den Schultoren erstmals in die Hand bekamen, reagierten empört. Hereingelegt fühlen sich auch die Kölner Firmen, die Anzeigen in der Zeitschrift geschaltet haben. „Bei uns tanzen Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben“, erklärt Patrick Schneider, Inhaber der renommierten Tanzschule Schulerecki, der seine Zielgruppe gerne über Schülerzeitungen anspricht. Den Objektiv-Herausgeber Martin Schöppe kannte der Tanzlehrer nicht. Und vermutlich auch nicht Bernd M. Schöppe und Manfred Rouhs, die für „Pro Köln“ im Rat der Stadt sitzen und das so genannte Kompetenzzentrum bilden, das als „Medienservice Schöppe“ hinter dem Herausgeber steht. Auch die anderen Inserenten zeigten sich nach Erscheinen des Heftes betroffen über das braune Umfeld ihrer Anzeigen und distanzierten sich vom Inhalt der Zeitschrift.

Leider sei das Anzeigengeschäft nur Tarnung und „Pro Köln“ keineswegs darauf angewiesen, sagt Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD). Selbst wenn Martin Schöppe also dank der medialen Aufklärungsarbeit keine Sponsoren für seine nächste Ausgabe findet: herausgeben kann und wird er sie vermutlich trotzdem. ANGELIKA BASDORF