: Arbeitslosenzahlen sinken und sinken
ARBEITSMARKT Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass es im Herbst weniger als drei Millionen Arbeitslose geben könnte. Doch nach wie vor boomt die Leiharbeit: Jede dritte neu gemeldete Stelle entsteht dort
BERLIN taz | Die Arbeitslosenzahlen sind erneut gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte, waren im August saisonbereinigt 3,19 Millionen Personen arbeitslos, 17.000 Personen weniger als im Monat davor und 283.000 weniger als im August 2009. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 7,6 Prozent.
Die Arbeitslosenzahlen könnten nach Einschätzung der BA im Herbst unter drei Millionen sinken. Der Aufschwung sei aber weiterhin fragil, warnte Heinrich Alt, BA-Vorstandsmitglied. Die Industrie habe die Krise noch nicht gänzlich überwunden.
Nach wie vor boomt die Leiharbeit: Laut BA kommt derzeit jede dritte bei ihr gemeldete, freie Stelle aus diesem Bereich. Zwischen Juni 2009 und Juni 2010 wurden 240.000 Leiharbeiter neu angestellt. Die Kurzarbeit ging hingegen erneut zurück: Im Juni gab es nach vorläufigen Daten 406.000 Kurzarbeiter, 82.000 weniger als im Mai.
Um einen vollständigeren Blick auf die Arbeitsmarktlage zu gewinnen, lohnt zudem ein Blick auf die Unterbeschäftigung. Sie lag laut BA im August bei 4,01 Millionen. Zu den Unterbeschäftigten zählt die BA die offiziellen Arbeitslosen und Personen, die sich beispielsweise in Weiterbildungs- oder Trainingsmaßnahmen, aber auch in der geförderten Selbstständigkeit befinden. Nicht enthalten ist in der Zahl von 4,01 Millionen die sogenannte stille Reserve im engeren Sinne. Dabei handelt es sich unter anderem um Personen, die einen Job suchen, sich aber bei der BA nicht als arbeitssuchend gemeldet haben, oder um Schüler, die in der Warteschleife des Ausbildungssystems stecken.
Groß ist nach wie vor der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland: In den alten Bundesländern lag die Arbeitslosenquote im August bei durchschnittlich 6,6 Prozent. In den neuen Bundesländern bei 11,5 Prozent. EVA VÖLPEL