: Discomeile: Türsteher-Prozess beginnt
Wegen versuchten Totschlags muss sich ab heute ein 19-Jähriger vor dem Bremer Landgericht verantworten
Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen beginnt heute im Landgericht der Prozess gegen einen 19-Jährigen, der in die Türsteher-Schießerei auf der Discomeile Anfang des Jahres verwickelt gewesen sein soll. Sechs Menschen waren dabei vor dem „Beat-Club“ am Rembertiring zum Teil schwer verletzt worden, drei Personen waren anschließend festgenommen worden, zwei befinden sich in Untersuchungshaft.
Der 19-Jährige ist jetzt der erste, der sich vor Gericht verantworten muss, ihm wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Laut Anklage soll er am 6. Januar gegen halb ein Uhr nachts aus dem Beat-Club gezielt auf Personen geschossen haben, die sich im Eingangsbereich der Strip-Bar „Tollhaus“ nebenan aufhielten. Aus dieser war das Feuer eröffnet worden. Ein Mann soll dabei einen Durchschuss des linken Oberschenkels erlitten haben. „Der Angeklagte hat die tödliche Verletzung der im Zielbereich stehenden Personen billigend in Kauf genommen“, so die Staatsanwaltschaft.
Sollte der 19-Jährige wie erwartet nach dem Jugendrecht verurteilt werden, wäre die Höchststrafe zehn Jahre, sagte gestern der Sprecher des Landgerichts, Stephan Haberland. „Ein kurzer Prozess“ werde nicht erwartet, die Verhandlungen könnten sich bis in den Februar ziehen. Schon kurz nach der Tat hatten die Ermittler davon gesprochen, dass es äußert schwierig sei, an Informationen zu kommen, da die Türsteher-Szene sich nach außen hermetisch abriegeln würde – um innen ihren Drogengeschäften nachgehen zu können. Insgesamt seien 60 mögliche Zeugen in den Ermittlungsakten genannt, heute würden zunächst die Polizisten aussagen, die am Tatort waren.
Ein weiteres Verfahren in der Angelegenheit solle Ende August oder Anfang September vor dem Landgericht eröffnet werden, sagte Gerichtssprecher Haberland. Dabei geht es um einen zweiten Mann, der aus dem Tollhaus heraus geschossen haben soll. Auch ihm wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Wann das Verfahren gegen den dritten Angeklagten vor dem Amtsgericht eröffnet würde, steht derzeit noch nicht fest.
Unterdessen informierte Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) über eine Online-Umfrage unter Besuchern der Discomeile über ihre Gewalterfahrungen. Es habe sich gezeigt, dass die „gefühlte“ Unsicherheit größer sei als „tatsächlich wahrgenommene Gewalt“. Ab September soll es an den Wochenenden zwischen 22 und drei Uhr eine „Anlauf- und Beratungsstelle“ geben, in der sich Jugendliche in Notsituationen Hilfe und Unterstützung holen können. eib