Hitlers Käfer : Braun und blind wie der Führer
Niemand sollte wegen seines Namens bespöttelt oder verfolgt werden, kein Herr Ficker und keine Frau Ohnmacht. Und was für den Homo sapiens gilt, sollte auch für Tiere und in diesem Fall ein Insekt gelten. In slowenischen Höhlen nämlich hält sich gern ein brauner und blinder Käfer auf, der das Pech hatte, in den 30er-Jahren von einem Faunistiker Namens Oscar Scheibel entdeckt zu werden. Der besann sich bei der Namensgebung auf sein großes Idol jener Tage, auf Adolf Hitler. Seit dem steht das Tier als „anophtalmus hitleri“ in den Bestimmungsbüchern, zu Deutsch: Hitlerkäfer.
Untern Kennern gilt das Tier als „gewöhnlich“, was man vom Namensgeber eher nicht behaupten kann. Wohl nur Letzteres dürfte der Grund sein, warum immer mehr Rechte unter die Entomologen gehen und Jagd auf Hitler, äh, auf den Hitlerkäfer machen. Der Füh…, äh, das Tier wird dann üblicherweise mit Essigsäureäthylester abgetötet oder schockgefroren, um es dann aufspießen zu können. Ein Vorgang, der bezogen auf den Namensgeber Vodoo-ähnlichen Praktiken nahekommt. Jedenfalls hat diese Sammelleidenschaft solche Ausmaße erreicht, dass sich unverdächtige Faunistiker Sorgen um den Bestand der Tiere machen, wie das Magazin National Geographic berichtet.
Ungemach droht auch einem jüngst in den USA entdecktem Tier. Ein schleimpilzfressender Schwammkugelkäfer ist von seinem Entdecker auf „Agathidium bushi“ getauft worden. Nicht bekannt ist, ob der Forscher ähnlich wie Scheibel aus Liebe gehandelt hat. THORSTEN DENKLER