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Archiv-Artikel

KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER „MUSIKFEST-SURPRISE“ Frischluft fürs Festival

Mit der Einführung des Konzertformats „Musikfest Surprise“ tut das Festival seinem Publikum und sich selbst einen großen Gefallen. Den ZuhörerInnen, weil sie in den Genuss wirklich spannender Klangkonstellationen kommen – sich selbst, weil es einem Festival zu Beginn des dritten Jahrzehnts seiner Existenz nur gut tun kann, sich in Teilen neu zu erfinden.

Die Idee der sechsteiligen Surprise-Reihe besteht darin, bekannte Künstler mit einem für sie eher unbekannten Repertoire zu konfrontieren. Zum Beispiel, ein Streichquartett mit Jazz- und Rockstücken auftreten zu lassen. Einen Tag, nachdem Quatuor Ebène auf Schloss Clemenswerth mit Debussy und Haydn zu hören war, spielte es nun – per Schlagzeug zum „Quintett“ erweitert – Werke von Wayne Shorter und Miles Davis‘ „So what“. In eigenen Arrangements, die die Originale in Sachen Komplexität und Nuancenreichtum oftmals übertreffen.

Natürlich ist ein Walking Bass, gezupft auf einem Cello, im Vergleich zum Kontrabass-Sound ein wenig leichtfüßig – so wie massive Geigen-Riffs eine reichlich obertonlastige Angelegenheit sind. Aber das ändert nichts an der Lebendigkeit der Laborsituation, zu der die Staplerhalle, ohne starre Stuhlreihen bestückt, das Ihre beiträgt. Eine essentielle Ergänzung zur „Glocke“ und zum Glamour, die sonst oft das Musikfest prägen.