urdrüs wahre kolumne : Die befreiende Kraft
Ein Bulle aus der persönlichen Zucht von Königin Elisabeth II weidet bei Plön, um nach Eintritt ins zeugungsfähige Alter für Blutauffrischung unter holsteinischen Highland-Kühen zu sorgen. Im Hause Schaumburg-Lippe aber, um etliche Ecken mit den Windsors verwandt, hat sich Fürst Alexander jetzt mit einer bürgerlichen Rheinländerin verlobt, was ich als getreuer Untertan natürlich mit Skepsis registriert habe: War denn wirklich kein Prinzesschen mehr frei?
Die befreiende Kraft des Evangeliums nutzten in dieser Woche zwei Strafgefangene, um während ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Gottesdiensthelfer aus dem Gefängnis in Osnabrück über Dach und Blitzableiter zu entweichen. Möge der Herr diese seine Diener auf ihren Wegen in ein wahrhaft neues Leben begleiten – Amen!
Während in Bremen akademische Folterknechte unschuldige Makaken unter dem Vorwand von Hirnforschung quälen, genießt der Schutz der Kreatur in Hamburg offenbar höchsten Stellenwert: Nachdem sich am Dienstag eine Taube in einer Hochspannungsleitung verfangen hatte, wurde sogar die A 1 zeitweise gesperrt. Nach Abschaltung des Stroms konnte die Feuerwehr dann ihre Drehleiter ausfahren: Dafür Applaus und von jedem Leser bitte fünf Euro an den nächsten Straßenmusikanten, der das durch und durch beseelte Lied „La Paloma“ von der weißen Taube intoniert!
Umso verwerflicher die verbiesterte Brutalität, mit der Niedersachsens Innenminister Schünemann und seine Büttel derzeit einmal mehr bemüht sind, eine vietnamesische Flüchtlingsfamilie aus Hoya zu deportieren – und das, obwohl diese alle Aussicht hat, von der neuen Härtefallkommission anerkannt zu werden. Möge ihm seine evangelische Ortsgemeinde im Gottesdienst das Büßerbänkchen anweisen, bis er bereit ist, sich zivilisatorisch-humanitären Mindestanforderungen zu beugen.
Zwei Mädchen um zehn beim ganz privaten Flohmarkt in Walle: Um diese Initiative zu fördern, entschließe ich mich zum Kauf eines Pixi-Hefts mit dem Titel „Conni lernt Rad fahren“, schrecke dann aber angesichts der wenig bescheidenen Preisforderung von zwei Euro zurück. Die Erläuterung: „Da steht noch der Name meiner Freundin Nadine drin, die wohnt jetzt in Australien. Da ist alles viel teurer als hier!“ Eine Argumentation, mit der sie sich für eine Karriere bei der bremischen Wirtschaftsförderung qualifizieren könnte …
Als moralisch völlig verkommen anzusehen ist eine Hamburger Familie, die auf dem Ohlsdorfer Friedhof eine Grabstätte besitzt und dort regelmäßig das steinerne Hakenkreuz auf dem Gedenkstein putzt und freischneidet, mit dem der Clan-Chef ausdrücklich als „Ortsobmann“ gewürdigt wird. Wenn sich doch bitte autonome Steinmetze aus einem Schacht freireisender Handwerker einer Aufarbeitung annehmen, ehe ich ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz mit der antifaschistischen Sprühdose wirke.
Rege Konjunktur hat derzeit überall im Einzugsgebiet dieses Piratensenders der Aufkleber „Wer ficken will, muss freundlich sein!“. Welche Initiative zur Veredelung dieser fast schon verloren gegebenen Welt mag hinter dieser Kampagne stehen? Sachdienliche Hinweise ausdrücklich erwünscht an ULRICH „FRIENDLY“ REINEKING