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Archiv-Artikel

„Wer froh ist, ist ein König“

Buddhismuslehrer wirbt für Meditation

Alan Wallace, 60 

■ Buddhismuslehrer und Autor von über 30 Büchern, der seit den 70er Jahren in vielen Ländern unterrichtet. Foto: S. Volland

taz: Herr Wallace, was verstehen Sie unter Meditation?

Alan Wallace: Meditation bedeutet entsprechend der klassischen indisch-buddhistischen Tradition Kultivierung – des Geistes und des Herzens. Es geht um das Erreichen des größtmöglichen inneren Wohlergehens. Alles, was dazu beiträgt, ist eine Meditationsart.

Kann das Lesen auch dazu zählen?

Das ist möglich. Meditation kann auch mit dem begrifflichen Denken arbeiten. Nicht bei allen Meditationspraktiken geht es um Aufmerksamkeitstraining.

Welche Bedeutung hat Meditation für den modernen Menschen?

Für sein inneres Glück und seine innere Ruhe ist sie sehr wichtig, weil der moderne Mensch viel zu sehr darauf festgelegt ist, das Glück durch den Konsum und die Ausbeutung von externen Ressourcen zu finden. Meditation hilft den Menschen, die inneren Ressourcen, die jeder Mensch hat, zu entdecken, zu kultivieren und wahrhaftig glücklich zu werden.

Sind arme Menschen glücklicher als reiche?

Ich habe vor 40 Jahren in Indien mit tibetischen Flüchtlingen gelebt, die nichts hatten. Unter ihnen waren welche, die zu den glücklichsten Menschen gehören, die ich jemals getroffen habe. Das soll nicht heißen, dass Glück in Armut zu finden ist. Aber die weise Botschaft des deutschen Kinderliedes stimmt: „Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König“.

INTERVIEW: HASMIK EPISKOPOSIAN

19 Uhr, Museum für Völkerkunde