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Archiv-Artikel

Piratenprodukte

Moderne Souvenirs

Die DVD mit dem neuesten Hollywood-Blockbuster für 10 Euro, das Bayern-München-Trikot für 20 Euro, das Prada-Täschchen für 15 Euro, die „Rolex“ für 50 Euro – wer im Auslandsurlaub am Strand oder auf Märkten Copyright-Produkte zu solchen „Geiz ist geil“-Preisen kauft, erwirbt bestimmt kein Original. Der Handel mit Piratenprodukten blüht weltweit. Vor allem in China und Südostasien, in der Türkei, Italien, aber auch in Afrika und Osteuropa werden Plagiate an den Reisenden gebracht. Auch auf polnischen und tschechischen Vietnamesen-Märkten im Grenzgebiet zu Deutschland werden ungehindert gefälschte Fußballtrikots, DVD-Raubkopien und vieles mehr vertrieben.

„Was als laienhafte Kopierversuche in Hinterhof-Werkstätten begann, hat sich zu einer hochprofessionellen Industrie mit weltweitem Netzwerk entwickelt“, berichtet der Verein Aktion Plagiarius, der über Markenklau aufklärt. Heute steckten dahinter Mafia und organisiertes Verbrechen. Die Gewinnspannen seien inzwischen lukrativer als bei Drogenhandel und Schmuggel, „die Strafen hingegen lächerlich gering“. Unter den Top 15 der am häufigsten nachgemachten Markenwaren finden sich so namhafte Firmen wie Disney, Adidas, Nokia und der Viagra-Hersteller Pfizer. Ein Klassiker der Markenpiraterie sind Uhren. So kommt auf jede produzierte echte Markenuhr nach Branchenschätzungen eine falsche. Der Zoll zeigt sich gegenüber Privatpersonen, die Fälschungen einführen, in der Praxis mal milde, mal hart. „Werden gefälschte Waren im persönlichen Gepäck von Reisenden zu nichtkommerziellen Zwecken eingeführt, schreitet der Zoll nicht ein, wenn der Wert aller mitgebrachten Waren für eine Person 175 Euro nicht überschreitet“, teilt der Zoll mit. Liegt der Gesamteinkaufspreis über 175 Euro, behält der Zoll jede Fälschung ein. Gibt es Anhaltspunkte, dass der Importeur kommerziell tätig ist, beschlagnahmt der Zoll unabhängig vom Wert alle Falsifikate.

Manche Piratenprodukte sind gesundheits- oder gar lebensbedrohlich: Medikamente ohne Wirkstoff, mangelhafte Kfz-Ersatzteile, giftige oder allergieauslösende Spielwaren und Textilien, elektronische Produkte, die leicht entflammbar sind. Nach Schätzungen der Europäischen Union sind bereits 7 bis 10 Prozent des Welthandels Fälschungen und Plagiate. Die Aktion Plagiarius e. V. beziffert den jährlichen Schaden für die Volkswirtschaft in Deutschland auf 29 Milliarden Euro, weltweit auf 200 bis 300 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Zudem sehen sich Markenhersteller zunehmend ungerechtfertigten Produkthaftungsklagen ausgesetzt.

Wer sich nach dem Urlaub von seiner Import-„Rolex“ oder dem in Thailand erworbenen Stapel DVDs wieder trennen will, sollte von Internetauktionshäusern die Finger lassen. Das weltweit führende Onlineauktionshaus Ebay verbietet den Handel mit Plagiaten. Mit internen Kontrollen und Filtern versucht der Onlinemulti der Markenpiraterie Herr zu werden. „Das ist nicht so einfach wie bei anderen verbotenen Waren wie Waffen oder Pornografie“, erklärt Ebay-Sprecherin Maike Fuest, Ebay lösche aber bei Kenntnis von Produktpiraterie Angebote, verwarne oder sperre Verkäufer.

KAI ALTHOETMAR

Ein Servicetelefon betreibt das Zoll-Infocenter in Frankfurt/Main, das Anfragen zum Zollrecht beantwortet. Tel. (0 69) 46 99 76-00, Fax: (0 69) 46 99 76-99, E-Mail: info@zoll-infocenter.deAktion Plagiarius: www.plagiarius.com