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Archiv-Artikel

Reden mit Palästinensern „nur durch das Zielrohr“

WESTBANK Israelische Siedler empört über Vierfach-Mord durch die Hamas. Großaufgebot an Soldaten

BEITH HAGAI taz | Yair Lior spart nicht mit bösen Worten. Die Araber seien „wilde Tiere in menschlicher Gestalt“, die in die Wüste gehörten. Der fromme Mann holt die Bibel, weist auf das 1. Buch Mose, wo von den „kriegsdurstigen“ Nichtjuden berichtet werde. In der Siedlung Beith Hagai ist die Stimmung einen Tag nach der Beerdigung von vier Mitbürgern wenig versöhnlich.

Mit den Terroristen müsse kurzen Prozess gemacht werden, meint Lior, der als Sprecher der Siedlung fungiert. „Ich habe dem Polizeichef ganz deutlich gesagt: Wenn du die Terroristen lebend einfängst, hast du versagt.“ Ein Ehepaar, eine Frau und ein junger Tramper waren am Dienstagabend unweit von Beith Hagai von palästinensischen Angreifern erschossen worden.

„Entlassung von Terroristen = Anschläge“ steht in schwarzen und roten Buchstaben auf Schildern, die die Leute am Ortseingang angebracht haben. Lior hegt keinen Zweifel, dass die vier Todesopfer „nicht die letzten“ sind, die infolge der israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen ihr Leben lassen werden. Der Vater von acht Kindern denkt trotzdem nicht an einen Wegzug. „Ich habe keine Angst“, sagt er. Leben und Tod seien ohnehin gottgegeben. Wichtig sei nur, „dass die Araber Angst haben“.

Auf dem Weg zwischen Hebron und dem wenige Kilometer südlich der palästinensischen Stadt gelegenen Siedlung Beith Hagai ist ein Sonderaufgebot von Mililärtruppen stationiert. So sei das immer, sagt einer der Siedler. Für ein paar Tage demonstrierten die Soldaten, dass die Lage unter Kontrolle sei.

Lior glaubt nicht an eine Lösung durch Kompromisse. Was terroritoriale Zugeständnisse einbringen, habe man nach dem Abzug aus dem Gazastreifen gesehen – „Raketensalven“. Die einzige Art, mit den Palästinensern zu reden, „ist durch das Zielrohr“ eines Gewehrs. Von geplanten Racheaktionen zumeist jugendlicher Fanatiker will er dennoch nichts gehört haben. Das große Sicherheitsaufgebot gilt auch möglichen Vergeltungszügen israelischer Siedler. Die Parole ihrer Kampagne heißt „Tag Machir“ (Preisschild). Ziel dabei ist, jede Räumung von Häusern und Siedlungsvorposten oder Angriffe von Palästinensern mit nächtlichen Zerstörungsaktionen in den arabischen Ortschaften zu beantworten. „Wir halten uns an das Gesetz“, schüttelt Lior den Kopf. Auch mit dem Bau neuer Häuser in Beith Hagai will man noch die drei Wochen abwarten, bis der offizielle Baustopp endet.

SUSANNE KNAUL