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Archiv-Artikel

Ein ganz normales Wochenende

Eine positiv getestete Leichtathletin, ein radelnder Dauerdoper, deutsche Blutpanscher und ein Weltrekordlauf

Epo-Selbstmord

Marion Jones, dreifache Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney, ist positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden. Das wurde am Freitagabend am Rande des Leichtathletik-Meetings in Zürich bekannt, vor dessen Beginn die 30-jährige Sprinterin überraschend abgereist war. Die betreffende Dopingprobe wurde nach Jones’ Titelgewinn über 100 Meter bei den US-Leichtathletik-Meisterschaften im Juni in Indianapolis genommen. Der Betreuerstab der Leichtathletin arbeitet bereits an einer Verteidigungsstrategie für Jones. „Ich würde mein Leben darauf setzen, dass sie nie Epo genommen hat“, erklärte ihr Coach Steve Riddick, „das macht keinen Sinn, es sei denn, sie möchte öffentlichen Selbstmord begehen.“ Klarheit darüber, ob die Sprinterin, in deren Umfeld bereits etliche Dopingdelikte ruchbar geworden sind, ihr Blut manipuliert hat, wird es in etwa zwei Wochen geben, wenn die Analyseergebnisse der B-Probe bekannt gegeben werden. DPA

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Liebes Tagebuch

Aus den Ermittlungsakten der spanischen Behörden zur Dopingaffäre, in die auch das gefallene deutsche Radsportidol Jan Ullrich verwickelt ist, geht hervor, dass sich Radprofi Tyler Hamilton (USA) an 114 von etwa 200 Tagen der Saison 2003 aktiv mit dem Ausdauermittel Epo, Wachstumshormonen, Testosteron und Insulin gedopt hat. Hamiltons Doping-Tagebuch war von der Polizei beschlagnahmt worden. Der Profi vom Team CSC gewann bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Gold und wurde wenig später im September des Blutdopings überführt. Seine Sperre läuft im September dieses Jahres aus. Die in dem Tagebuch aufgeführten Doping-Aktivitäten sollen so umfassend gewesen sein, dass ein ganzes Team von Helfern beteiligt gewesen sein müsste. CSC-Teamdirektor Bjarne Riis bestritt, von den Doping-Aktivitäten gewusst zu haben: „Ich darf daran erinnern, dass wir da in Hotels wohnen und nicht im Gefängnis. Wenn eine Etappe überstanden ist, gibt es Freizeit. Dann kümmert sich jeder um sich selbst.“ DPA

Netzwerk D

Der Molekularbiologe und Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke ist sich sicher, dass neben dem beschuldigten Arzt aus Bad Sachsa noch weitere Mediziner aus Deutschland in den Blutpanscher-Skandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt sind. Das gehe aus den Unterlagen der spanischen Ermittlungsbehörden hervor. Dort sei von Wohnungen sowohl in Deutschland als auch Frankreich die Rede, in denen die dopenden Sportler versorgt worden seien. Außerdem werde in den Akten immer wieder ein „Dr. L.“ genannt, der ebenfalls aus Deutschland stammen und Teil eines internationalen Doping-Netzwerkes sein könnte. Der beschuldigte deutsche Mediziner aus Bad Sachsa soll laut Medienberichten auch Sportler in Spanien behandelt haben. Zudem habe der inzwischen beurlaubte Arzt in seiner ehemaligen Klinik in Bleicherode einen Kollegen angesprochen, ob dieser ein Radsportteam betreuen wolle. Der Beschuldigte schweigt weiterhin zu allen gegen ihn erhobenen Vorwürfen. DPA

Sauberer Sprint

„Ich danke Gott“, sagte Asafa Powell, kurz nachdem er beim Leichtathletik-Meeting von Zürich mit einer Zeit von 9,77 Sekunden über die 100-Meter-Strecke gestoppt worden war. Damit hat er seinen eigenen Weltrekord bereits zum zweiten Mal eingestellt. „Das hat noch keiner geschafft“, meinte der stolze Sprinter aus Jamaica, der am 14. Juni 2005 in Athen zum Weltrekordhalter über die kurze Sprintdistanz geworden war. Es gibt noch einen, der die 100 Meter in 9,77 Sekunden gelaufen ist: Justin Gatlin (USA). Der wurde vor kurzem positiv auf Testosteron getestet. Der 23-Jährige Powell hat Dopingspekulationen weit von sich gewiesen. „Ich bin sauber“, sagte er in Zürich. Schon vor dem Meeting hatte Powell mit einer Äußerung für Aufsehen gesorgt: „60 Prozent der Athleten sind gedopt“, behauptete er – und: „Wäre ich nicht selbst ein Athlet und wüsste, dass man auch sauber schnell laufen kann, würde ich sogar 90 Prozent sagen.“ Damit seien nur Weltrekordler gemeint, schränkte Powells Manager diese Aussage später ein. DPA