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Archiv-Artikel

Es geht auch mit weniger Kohlendioxid nach oben

ENERGIE Effiziente Aufzüge könnten viel Strom sparen. Genug, um ein Kohlekraftwerk stillzulegen

BERLIN taz | Mit effizienteren Fahrstühlen könnte in der EU die Stromproduktion eines großen Kohlekraftwerks eingespart werden. Das besagt eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI), für die exemplarisch 74 Aufzüge in vier Ländern analysiert wurden. Die Wissenschaftler beziffern das Einsparpotenzial auf zwei Drittel der 18,4 Terawattstunden, die jährlich für den Betrieb von Aufzügen verbraucht werden. So würden auch jedes Jahr 7 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) weniger in die Atmosphäre entweichen.

Mehr als die Hälfte des Stroms, den Aufzüge verbrauchen, fließt laut Studie nicht einmal in die Beförderung von Passagieren. Stattdessen verbrauche besonders die Beleuchtung der Aufzüge unnötig viel Energie. „Die erste rentable und mit geringem Aufwand durchführbare Möglichkeit, den Energieverbrauch zu senken, ist sicherlich die Abschaltung des Kabinenlichts während des Stillstands“, erklärt deshalb Simon Hirzel, Mitautor der Studie. Ihm zufolge zahlt es sich auch schnell aus, ineffiziente Lampen durch die besonders sparsamen Leuchtdioden zu ersetzen.

Solche Anpassungen werden seiner Meinung nach nur deshalb nicht vorgenommen, weil den Betreibern der Missstand gar nicht auffällt: „Aufzüge verbrauchen nur 3 bis 5 Prozent der Elektrizität in einem Gebäude – ein unscheinbarer Posten auf der Stromrechnung. Und wenn am Fahrstuhl die Tür zu ist, dann sieht man nicht, ob das Licht an oder aus ist.“ Ein großes Problem sei zudem, dass derjenige, der über den Bau eines Aufzugs entscheidet, jemand anderes ist als derjenige, der die Stromrechnung bezahlt – wenn beispielsweise Mieter den Fahrstuhlstrom über die Nebenkosten bezahlen müssen, so Hirzel.

Ist der Wille da, gibt es jedoch viele Möglichkeiten, Energie einzusparen. Die Studie rät auch dazu, auf effizientere Antriebe zu setzen, Energie rückzugewinnen, statt sie verpuffen zu lassen, und bei Stillstand alle nicht benötigten Komponenten abzuschalten.JÖRG ZEIPELT