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Archiv-Artikel

portrait Vom Kulturberater zum Maori-König

Unmittelbar vor der Beisetzung seiner vorige Woche verstorbenen Mutter und Amtsvorgängerin ist gestern der 51-jährige Te Arikinui Tuheitia Paki zum neuen König der neuseeländischen Ureinwohner (Maori) ernannt worden. Die Führer der Maori-Stämme hatten sich auf den Universitätsmanager und kulturellen Berater vom Stamm der Tainui geeinigt. Indem sein Kopf mit einer Bibel berührt wurde, die schon seine sechs Vorgänger ins Amt einführte, wurde Tuheitia Paki am Sitz seines Stammes im Dorf Ngaruawahia südlich der Metropole Auckland formal gekrönt.

In einem traditionellen Federumhang, den er über einem westlichen Anzug trug, nahm der neue Monarch auf dem aus Holz geschnitzten Thron Platz. Auf diesem hatte die letzten 40 Jahre seine Mutter Te Arikinui Dame Te Atairangikaahu, genannt Dame Te Ata, als am längsten amtierende Monarchin der Maori gesessen. Wie all seine Vorgänger der erst 1858 eingeführten Maori-Monarchie, die in Neuseeland Kingitanga genannt wird, stammt der neue Monarch vom ersten Maori-König Potatu Te Wherowhero ab. Dabei war eine dynastische Erbfolge gar nicht geplant, weshalb jede Nachfolgeregelung auch der Zustimmung aller 22 Stämme bedarf. Doch jetzt soll die Entscheidung nur zwischen Tuheitia Paki und seiner Schwester Heeni Katipa gefallen sein. Angesichts der Tatsache, dass Neuseelands vier höchste Staatsämter zeitweilig alle von Frauen besetzt waren, hatte die Maori-Königin vor ihrem Tod gesagt, die Maori seien inzwischen wieder reif für einen Mann an ihrer Spitze.

Die bei der Kolonisierung Neuseelands untereinander zerstritten Maori-Stämme hatten ihre eigene Monarchie selbst erst als einigende Abwehrmaßnahme gegen die ausufernde Landnahme britischer Siedler eingeführt. Ihren König hatten sie dabei als Gesprächspartner von Queen Victoria vorgesehen. Heute hat der Führer der rund 520.000 Maori keine offizielle Macht und nur repräsentative Funktionen, doch genießt er große moralische Autorität und ist ein wichtiger Ansprechpartner.

Tuheitia Paki profitiert vom hohen Ansehen seiner verstorbenen Mutter. Die half mit, die Kultur der Maori zu bewahren und ihre Sprache zu fördern. Maoriführer sagen, es sei zu viel, vom neuen König gleich große Taten zu erwarten, doch seien sie zuversichtlich, dass er viel von seiner Mutter und seinem 1966 verstorbenen Großvater und Vorvorgänger mitbekommen habe. Tuheitia Paki, der verheiratet ist und drei Kinder hat, beschreiben sie als hart arbeitend und demütig. Er war bisher in der Kulturarbeit aktiv und tourte kürzlich mit der Folkloregruppe Taniwharau durch Europa. SVEN HANSEN