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Archiv-Artikel

„Positives aus Deutschland“

ZDF-NACHRICHTEN Der ehemalige Washington-Korrespondent Matthias Fornoff über seinen neuen Job bei „heute“, was man sich vom US-Journalismus abgucken kann und warum er garantiert nicht wie Steffen Seibert enden wird

Was mir gut gefallen hat, ist dieses „Wir erzählen eine positive Entwicklung positiv“

MATTHIAS FORNOFF

INTERVIEW ANNE C. SCHMIDT

taz: Herr Fornoff, wie war das, hat einfach das ZDF angerufen und gesagt: „Matthias, wir brauchen dich hier in Mainz“?

Matthias Fornoff: Ja, der Chefredakteur hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, die 19 Uhr-„heute“-Nachrichten zu moderieren. Auch wenn das natürlich ein ehrenhaftes Angebot war, musste ich zunächst Gewissheit kriegen, dass das für mich die richtige Rolle ist. Bei den Tests im Studio habe ich gemerkt: Auch wenn es nicht bei 100 Prozent beginnt, hat es Potenzial. Jetzt finde ich gut, dass es losgeht. Man kann sich auch tot trainieren.

Hatten Sie schon in Washington an den Aufbruch gedacht?

In Sachen berufliche Zukunft war ich sehr relaxt, mir hat die Arbeit in Washington Spaß gemacht. Nur: Klar war natürlich immer auch, dass ich den Job nicht ewig mache. Dass es jetzt „hoppla-hopp“ ging, das stimmt.

Ihre Kollegin Maybrit Illner, die jetzt das „heute-journal“ moderiert, hat sich kürzlich als “fröhliche Azubine“ bezeichnet. Trifft das auch für Sie und Ihre neue Rolle beim ZDF zu?

Der Satz hat was. Fröhlich bin ich schon auch, aber Auszubildender nicht wirklich. Ich finde, ich muss einiges dazulernen, bringe aber auch eine Menge mit – Maybrit Illner allerdings auch.

Was kann man journalistisch von den Amerikanern lernen?

Ich finde die amerikanischen Nachrichten inhaltlich zu begrenzt. Die Amerikaner gucken sehr stark aufs eigene Land und die Länder, in denen eigene Soldaten stehen, aber vergessen gerne große Teile der Welt. Was mir allerdings gut gefallen hat, ist dieser Optimismus, dieses „Wir erzählen eine positive Entwicklung positiv“.

Das wollen Sie auch in den neuen Job mitnehmen?

Ja, das habe ich mir vorgenommen. Dass man versucht, dem Zuschauer ein gutes Gefühl mit auf den Weg zu geben. Es gibt schließlich auch positive Geschichten aus Deutschland zu erzählen.

Wann ist eine „heute“-Sendung eine gute „heute“-Sendung?

Wenn die Mischung stimmt und wir nicht nur Katastrophenmeldungen aneinanderreihen, sondern die Sendung eine Struktur hat. Wenn ich etwas verstehe. Die virtuellen Erklär-Räume, die wir bei den „heute“-Nachrichten machen können, gefallen mir sehr gut. Neulich haben wir gezeigt, wie es zu den Waldbränden in Russland kam. Erklärt zu bekommen, wie das eigentlich passiert, das sind starke Momente.

Der Journalist als guter alter Welterklärer?

Das, finde ich, ist das Ziel. Die Zuschauer sollen mit einem Mehrwert rausgehen. Wenn das nur vorbeirauscht, ist es schlecht. Da muss man ein paar Ecken und Kanten haben – und sich auch trauen.

Was denn zum Beispiel?

Etwas Überraschendes zu tun. NBC hat zum Beispiel einmal festgestellt: „Mensch, Indien, das haben wir so selten gemacht.“ Dann haben sie zehn Tage in Folge Korrespondentenberichte aus Indien zu allen möglichen Themen gebracht – gegen die reine Lehre einer Nachrichtensendung, aber für die Zuschauer interessant.

In Ihr Büro nehmen Sie einen Papp-Obama mit. Welche Rolle spielt der amerikanische Präsident für Sie?

Es war eine super spannende Zeit, bis der Präsident gewählt war. Nach den Wahlen, das war Gänsehaut-Feeling, eine Stimmung wie nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft: „Guck mal, Amerika traut sich jetzt etwas.“ Insofern ist Obama natürlich eine ganz besondere Figur, die auch für die Zeit steht, in der ich da war.

Steffen Seiberts Lebenslauf ähnelt Ihrem in zwei Punkten. Auch er war Korrespondent in Washington und dann „heute“-Redakteur und -Moderator. Jetzt spricht er für die Kanzlerin. Passt so etwas auch in Ihre Karriereplanung?

Nein, ich bin Journalist mit Herz und Verstand. Es sind so viele Seitenwechsel innerhalb des Journalismus möglich, dass ich im Moment nicht sehe, dass es da eine weitere Parallele in den Lebensläufen geben wird.