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Archiv-Artikel

Runter von den Kühlerhauben!

DISKRIMINIERUNG Friedrichshain-Kreuzberg hat ein Verbot von sexistischer Werbung beschlossen

„Nackte Frauen, die sich auf Autos räkeln, das ist sexistisch“, sagt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Friedrichhain-Kreuzberg, Petra Koch-Knöbel, über einschlägige Werbemotive. Leicht bekleidete Frauen auf Kühlerhauben von Luxuskarossen wird es zumindest in ihrem Bezirk bald nicht mehr geben: In Friedrichhain-Kreuzberg ist am Mittwochabend auf der Bezirksvollversammlung ein Verbot von sexistischer Werbung beschlossen worden.

Auf Landesebene fordert die Grünen-Fraktion die Gründung einer Werbewatchgroup. Sie soll auf Beschwerden von Bürgern reagieren und Unternehmen beraten, ob ihre Werbung als diskriminierend empfunden werde könnte.

„Sexistische Werbung ist in Deutschland verboten“, heißt es in dem Antrag, der am 6. März im Abgeordnetenhaus diskutiert werden soll. Deshalb benötige man in Berlin eine Institution, die diese unterbinde. „Wichtig ist, dass in diesem Gremium Experten sitzen, die sich mit dem Thema sexistische Diskriminierung auskennen“, sagt die Grünen-Abgeordnete und frauen- und lesbenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus, Anja Kofbinger. Die Experten könnten „etwa aus einer der Berliner Universitäten oder den Fachhochschulen“ kommen, schlägt Kofbinger vor.

Finanziert werden solle die Werbewatchgroup aus öffentlichen Mitteln nach dem Vorbild der Werbewatchgroup in Wien. Dort gibt es die von der Stadt finanzierte Initiative bereits seit zwei Jahren – und genau ein solches Instrument fehle in Deutschland, so Kofbinger.

Kaum Selbstkontrolle

Zwar gibt es den Deutschen Werberat – doch der setzt sich aus Unternehmen zusammen, die selbst in der Werbewirtschaft Geld verdienen. Eine allenfalls recht zweifelhafte Selbstkontrolle also.

„Seit 42 Jahren arbeiten wir erfolgreich. Deshalb ist ein derartiger Berliner Werberat überflüssig“, entgegnet Werberatssprecherin Julia Busse. Das findet Petra Koch-Knöbel indes nicht. „Ich traue denen nicht gerade ein objektives Urteil zu“, sagt sie.

Eine Werbewatchgroup müsse Kriterien erstellen: Was ist Diskriminierung, was nicht?, fordert Koch-Knöbel. Zudem sei es notwendig, eine Instanz zu haben, die direkt Einfluss nehmen könne: Eine mit öffentlichen Geldern finanzierte Werbewatchgroup könnte entscheiden, mit welchen Motiven Werbetafeln auf öffentlichen Plätzen bestückt werden. ANNA BORDEL