… DAS INSTITUT FRANÇAIS?
: 60. Geburtstag feiern

Vive la France kann man derzeit nicht gerade mit Leidenschaft ausrufen. Zu sehr ramponieren Monsieur Sarkozy, Les Bleus oder Roma-Abschiebeaktionen des Innenministeriums das Image der Grande Nation. Vielleicht ist es gerade darum gut, an ein Stück französischer Kultur par excellence erinnern zu können, das zugleich Symbol deutsch-französischer Freundschaft und des Kulturaustauschs ist.

Das Berliner Institut Français feiert seinen 60. Geburtstag. Wie beim deutschen Goethe-Institut sind bis dato seine primären Aufgaben der Sprachunterricht, kulturelle Austauschprogramme oder Ausstellungen. Mehr noch steht das Institut Français aber für den Beginn eines kulturellen Dialogs nach 1945 zwischen den Berlinern und Franzosen, welcher bis heute funktioniert.

Als die Einrichtung 1950 als Maison de France in Berlin gegründet wurde, ging es noch um ein Drittes: ums „Pläsier“. Die Kulturfranzosen machten aus dem Eckhaus am Ku’damm ein Schaufenster der modernen République. Schielende Philosophen und schöne Mademoiselles spazierten durchs Maison de France. Im Erdgeschoss konnte man luxuriöse Mode aus Paris kaufen, darüber à la française speisen. Heute ist es mit dem Luxus perdu, dafür erinnert eine Ausstellung an die glorreichen Zeiten.

Ein Kapitel der Schau präsentiert ein dramatisches Ereignis: 1983 ließ eine Gruppe um den Terroristen „Carlos“ eine Bombe im Maison de France hochgehen, um inhaftierte Mitglieder in Frankreich freizupressen. 23 Menschen wurden verletzt, ein Mann getötet.

Singulär ist noch etwas: Nicht nur in der Bundesrepublik und den Berliner Bezirken gab es Dependancen des Institut Français. In Ostberlin eröffnete das Institut 1984 das „Centre Culturel Français“ als einzige westeuropäische Kultureinrichtung in der DDR einen Sitz. 1995 wurde das Haus Unter den Linden aus Kostengründen wieder geschlossen.

Zum 60. Geburtstag machen die Franzosen darauf aufmerksam, dass sich Paris solche tollen „Projets“ immer weniger leistet. Obwohl 2.000 Lernende jährlich ins „Institut“ finden, macht man Filialen dicht. 1980 waren es 24, jetzt gibt es noch zehn Institute. Bonne nuit – Pardon: Bon anniversaire! ROLA Foto: Archiv