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Mission: Krisensichere Offensive

EM-QUALIFIKATION Nach dem 6:1 gegen Aserbaidschan ist das DFB-Team von sich selbst zu Recht begeistert, diagnostiziert aber auch noch „viel Luft nach oben“

KÖLN taz | Für die Konkurrenz aus der Türkei, Österreich und Belgien müssen die Worte von Miroslav Klose nach Deutschlands 6:1 gegen Aserbaidschan ziemlich unheimlich geklungen haben. „Wir sind wirklich in der Vorbereitung“, fauchte er denen entgegen, die die Mannschaft nach dem zweiten Sieg im zweiten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft allzu überschwänglich loben wollten. Da sei noch „viel Luft nach oben“.

Kloses Selbstkritik war übertrieben, schon lange gab es kein Qualifikationsspiel, in dem eine DFB-Mannschaft so spielerisch überzeugend wirkte. Und der Stürmer selbst war einer der Besten. Joachim Löw, dem Bundestrainer, blieb gar nichts anderes übrig, als auf Begriffe wie „enorme Kombinationssicherheit“, „Spaß“ und „Spielfreude“ zurückzugreifen, um diesen Sieg zu beschreiben. „Wir haben den Spielwitz von Südafrika mitgenommen“, stellte Kapitän Philipp Lahm zufrieden fest.

Völlig zu Recht steht die Mannschaft deshalb an der Spitze der Gruppe A. Doch dass Deutschland auch weiterhin jeden Gegner auseinanderkombiniert, kann niemand erwarten. Zumal diese Qualifikationsgruppe nicht ohne Tücken ist. „Jetzt kommt das wichtige Spiel gegen die Türkei“, blickt Löw voraus, am 8. Oktober droht im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei eine Art Auswärtsspiel.

Da auch Österreich siegreich in die Qualifikation gestartet ist und die Belgier sowohl beim 0:1 gegen Deutschland also auch beim 2:3 gegen die Türken einen starken Eindruck hinterließen, bleibt die Konstellation schwer berechenbar. „Wir stehen erst am Anfang dieser Qualifikation“, entgegnete Löw all jenen, die einen Spaziergang zum EM-Turnier erwarten. Denn das Glück ist zerbrechlich. Die Konstellation mit Schweinsteiger, Khedira, Podolski und Özil im Mittelfeld, Müller und Klose vor dieser Viererkette ist das zentrale Erfolgsgeheimnis der Mannschaft. Diese Spieler rochieren und kombinieren, bis dem Gegner schwindelig ist. Wenn auch nur einer von ihnen fehlte – wie zuletzt im WM-Halbfinale gegen Spanien – verlor das Spiel der Mannschaft schnell an Rasanz.

Die tolle Offensive gegen Krisen zu impfen, gehört deshalb zu den zentralen Aufgaben. „Wichtig ist, dass wir jetzt den nächsten Schritt machen, dass die jungen Spieler auf den nächsten Level kommen“, meinte Chefkritiker Klose. Das waren die nachdenklichsten Worte, die an diesem Abend in Köln formuliert wurden, der eindeutig noch vom großen WM-Sommerzauber lebte.

DANIEL THEWELEIT

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