Terrorattentat in Wladikawkas

NORDOSSETIEN Mindestens 15 Tote und 100 Verletzte bei Bombenexplosion im Nordkaukasus

MOSKAU taz | Bei einem Selbstmordanschlag in der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas kamen nach offiziellen Angaben am Donnerstag mindestens 15 Menschen ums Leben, mehr als 90 wurden zum Teil schwer verletzt. Augenzeugen berichteten im Rundfunk, dass die Explosion jedoch noch weit mehr Opfer gefordert habe. Der Anschlag wurde von zwei Attentätern verübt, die sich in einem Wagen in unmittelbarer Nähe des Eingangs zum zentralen Markt in die Luft sprengten. Mit 30 bis 40 Kilogramm TNT handelte es sich um eine ungewöhnlich starke Bombe, deren Wirkung noch durch eine Gasflasche im Kofferraum des Wagens und Metallteile verstärkt wurde.

Unmittelbar nach dem Attentat drohte ein anonymer Anrufer mit einem weiteren Anschlag auf eine Schule. Kindergärten und Schulen wurden daraufhin evakuiert. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Attentäter aus dem islamistischen Untergrund im Nordkaukasus stammen. Eine erste Spur soll in die Nachbarrepublik Inguschetien führen. Dort hatte einer der Täter das Tatfahrzeug kurz vorher erworben. Der Wagen war am Vormittag beim Überqueren der Grenze nach Nordossetien von Wachhabenden auch gesehen worden. Fraglich ist, ob hinter dem Anschlag ein religiöses Motiv steckt, wie es russische Behörden annehmen. Das Verhältnis der Nordosseten und Inguschen ist seit Jahren belastet. Immer wieder kam es zu Gewaltausbrüchen, seit Anfang der 1990er Jahre die Inguschen aus einem Teil Nordossetiens vertrieben wurden. KLAUS-HELGE DONATH