: St.Florians-Prinzip statt Therapie
KRIMINALITÄT Nach Protesten verzichtet Hamburg auf die Unterbringung eines Sexualstraftäters bei Reinbek
Nach Protesten aus Schleswig-Holstein verzichtet Hamburg auf die Unterbringung eines aus der Sicherungsverwahrung entlassenen Sexualstraftäters in einer sozialtherapeutischen Einrichtung nahe Reinbek.
„Hamburg wird seine Pläne nicht weiterverfolgen, sondern sich darum bemühen, eine andere Lösung zu finden“, sagte Senatssprecherin Kristin Breuer am Freitag. „Dies ist bedauerlich, da die von einem Hamburger Träger betriebene Einrichtung eine gute Lösung darstellt.“ Die Pläne des Senats waren in Schleswig-Holstein auf vielfachen Protest gestoßen. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) begrüßte den Rückzug als Ausdruck der guten Zusammenarbeit beider Länder.
Barbara Ostmeier, Sprecherin der schleswig-holsteinischen CDU-Fraktion, legte noch einmal nach: „Die ins Auge gefasste Einrichtung wäre für die Unterbringung eines hochgefährlichen ehemaligen Sicherheitsverwahrten völlig ungeeignet gewesen.“ Gemeinsam mit der FDP hatte die CDU-Fraktion noch am Freitagvormittag einen Dringlichkeitsantrag zu den Plänen des Hamburger Senats gestellt. Ministerpräsident Carstensen hatte sich in einem Brief an Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) gewandt, nachdem der Reinbeker Bürgermeister Axel Bährendorf (parteilos) an ihn herangetreten war.
Der aus der Sicherheitsverwahrung entlassene Sexualstraftäter Hans-Peter W. sollte in eine Einrichtung nach Reinbek umziehen, wo Suchtkranke langfristig betreut werden. Zurzeit wohnt W. in Hamburg. Boulevard-Medien haben mehrfach durch ihre Berichterstattung seine Unterbringung in therapeutischen Einrichtungen verhindert. Es könne nicht sein, so Senatssprecherin Kerstin Breuer, „dass überall, wo Herr W. künftig wohnen möchte, nach dem St.Florians-Prinzip verfahren wird“. Man müsse berücksichtigen, „dass Herr W. ein freier Mann ist, der grundsätzlich seinen Aufenthaltsort frei wählen kann“.STEFFI HENTSCHKE