: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Wenn der Fahndungsdruck auf islamische Verbände zunimmt, muss sich die katholische Kirche auch stärker an der Bekämpfung von Sexualstraftaten beteiligen. Und der Bundespräsident sollte mit den Vertriebenen Klartext sprechen
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Angesichts besserer Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten lobt selbst Merkel die „Agenda 2010“. Schröders Unfallflucht nebst Mitnahme der Grünen wird langsam richtig ärgerlich.
Was wird besser in dieser?
Der Pazifist Westerwelle hilft den Grünen bei der Formulierung ihrer Politikziele.
CSU-Generalsekretär Söder will Hartz-IV-Empfängern den Urlaub streichen. Hätten Sie gedacht, dass die große Koalition so lustig wird?
Da werden wir wohl mindestens zwei Urlaube pro Jahr machen müssen, damit Steinbrück und Söder genug zum Streichen haben.
Am Samstag redet Bundespräsident Köhler beim Bund der Vertriebenen. Was soll er sagen?
Köhler sprach im letzten Sommer in Warschau von einer „kleinen Zahl von Verhärteten und Verblendeten, die immer noch von Ansprüchen reden“. Das kann er hier den Empfängern persönlich sagen. Etwa BdV-Vize Parplies, der im Aufsichtsrat der „Preußischen Treuhand“ sitzt – einer Firma, die vor dem EU-Menschenrechtshof Polen auf „Entschädigungen“ verklagen will. BdV-Chefin Steinbach hat sich davon distanziert, und solange die das nicht mal untereinander ausdiskutieren, ist der Kummerbund für den Präsidenten tendenziell eine No-go-Area. Seit 1952 bekommen die Vertriebenen Lastenausgleich aus Steuermitteln; eine politische Debatte, ob sich damit Ansprüche nicht sowieso erübrigt haben, wäre hilfreich. Wenn dies auch eine Änderung des Lastenausgleichsgesetzes bedeuten würde.
Die Kofferbomber sind wohl verhaftet. Müssen wir aggressiver auf die islamistische Bedrohung reagieren? War die deutsche Gesellschaft zu lasch?
Ist wieder Gewissensprüfung? Bin ich für zerbombte Regionalzüge, wenn ich den Mumpitz nicht mitmache? Als säkularer Staat hat die Bundesrepublik die Pflicht, Bildung allen zugänglich zu machen und alle Bildungseinrichtungen auf Grund- und Menschenrechte zu verpflichten und dies zu überprüfen. Daran fehlt es nicht erst seit jetzt.
Brauchen wir denn schärfere Gesetze?
„Kofferbomben jetzt verboten“, oder was steht da drin ?
Oder mehr Videoüberwachung? Oder die zentrale Antiterrordatei? Oder beides?
Der schwammige Begriff „Fahndungsdruck“ vernebelt noch stets, ob es eine ermittlungstechnische Verbindung zwischen den Videobildern und der Ergreifung der Täter gab. Der demagogische Begriff „Antiterrordatei“ verharmlost den damit geplanten Datenaustausch zwischen Polizei und Geheimdiensten. Ich persönlich fände es natürlich toll, wenn die nächste Alkoholkontrolle auch wüsste, dass ich mal in der Friedensbewegung aktiv war. Jenseits all dessen: Befürworter wollen die Datei zu Fahndungszwecken – nach der Tat. Sie müssen noch erklären, seit wann man Märtyrer abschrecken kann.
Müssen sich die muslimischen Verbände stärker als bisher am Antiterrorkampf beteiligen – oder geht diese Forderung an die Falschen?
Ja, die katholische Kirche sollte sich wegen ihrer ein Jahrtausend prägenden perversen Moralvorschriften mehr am Kampf gegen Sexualstraftäter beteiligen.
Können Sie von Ferne nachvollziehen, warum freundliche aussehende 20-Jährige einen Zug in der deutschen Provinz in die Luft jagen wollen?
Auch nicht aus der Nähe. Darf ich mal fragen, ob wir es, jenseits aller Aufregung, nicht mit Amateuren höchstens aus dem Taliban-Kükenteam zu tun hatten?
Deutschland will 1.200 Soldaten als UN-Blauhelme in den Libanon schicken. Ist diese Mission nötig? Oder zu gefährlich?
Unsere blauen Jungs werden schon wissen, wie viel Marine es braucht, zum Beispiel die weltweit gut nachgefragten deutschen U-Boote zu kontrollieren. Offenbar traut man uns im Bereich Seekrieg richtig was zu. Wenn das der Kaiser noch erlebt hätte!
Und was macht Borussia Dortmund?
Hat drei Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsrang. Saison sofort abbrechen. FRAGEN: SR