: Im Zug wird es eng
Nach massiven Kürzungen der Bundesmittel legen die Verkehrsverbünde in NRW ihre Streichlisten vor: Viele Strecken werden ausgedünnt. „Der große Hammer kommt aber erst noch“
von ANNIKA JOERESund MORITZ SCHRÖDER
Die bundesweiten Kürzungen der Nahverkehrsmittel kommen bei den Fahrgästen an: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), größter Betreiber in NRW, legte gestern seine Streichliste für das Jahr 2007 vor. Im Verkehrsverbund sollen die Züge auf zehn Strecken seltener fahren, morgens später starten und abends früher enden. Auch andere Verkehrsunternehmen wollen ihr Angebot schmälern. Die große Koalition aus CDU und SPD im Bund hatte im Februar beschlossen, die so genannten Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr bis 2010 um 3,3 Milliarden Euro zu kürzen.
Besonders hart trifft es nun Fahrgäste im VRR: So wird etwa die Regionalbahn von Duisburg Ruhrort bis Oberhausen nur noch alle 30 statt bisher alle 20 Minuten fahren. Der zehnminütige so genannte Studentenpendel zwischen Bochum und Dortmund wird ersatzlos gestrichen, bei der Regionalbahn von Siegen nach Remscheid werden morgens und abends zwei Züge weniger fahren. Vier Millionen Euro werden so eingespart. Nach Informationen aus dem VRR ist das aber nur der Anfang. „2008, wenn viele Verträge mit den Netzbetreibern ausfallen, kommt der große Hammer.“ Dann würden ganze Strecken ersatzlos gestrichen, so ein Mitglied der Verbandsversammlung.
Auch andere Nahverkehrsbetriebe müssen sparen. In Süd-Westfalen werden mehrere Verbindungen der Oberen Lahntalbahn und zwei Regionalexpresszüge in Richtung Frankfurt gestrichen. Bei den Regionalbahnen wurde das nötig, weil auch der zuständige Verkehrsverbund aus Hessen sparen muss. „Das sind bei uns viel befahrene Strecken. Daher haben wir uns schwer damit getan“, sagt Günter Patt, Geschäftsführer des Zweckverbands Westfalen-Süd. Die Verkehrsgemeinschaft Münsterland wird voraussichtlich auf einzelne Verbindungen in den Nebenverkehrszeiten, etwa spät abends, verzichten, wie auch der Betreiber in Ostwestfalen-Lippe. Die Verkehrsgemeinschaft Niederrhein wird das Angebot erst 2008 reduzieren. Der Betreiber für die Rhein-Sieg-Region will vorerst bei keiner Verbindung kürzen.
Übernächstes Jahr, wenn auch ganze Strecken auf der Streichliste stehen könnten, wären die Betreiber mit neuen finanziellen Problemen konfrontiert, erklärt Katja Lammers vom Zweckverband Münsterland: „Wir können nicht einfach komplett kürzen, wenn die Verträge noch laufen.“ Das bestätigt auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Verträge für frisch sanierte Strecken liefen teilweise zwölf Jahre und der frühere Ausstieg sei sehr teuer, sagt Lothar Ebbers von Pro Bahn in NRW.
Bis Mitte September müssen die Verkehrsverbünde den Gleisbetreibern, etwa der Deutschen Bahn oder Abellio, die für 2007 benötigten Strecken und Haltepunkte mitteilen. Ebbers kündigt schon jetzt an: „Es könnte in den Bahnen eng werden.“