… REGULA LÜSCHER?
: Ins Haifischbecken steigen

Kommt die Rede auf Regula Lüscher, giftet der Konservative schnell mit dem bösen Wort von der naiven Schweizerin, die sich noch immer nicht im Berliner Haifischbecken zu bewegen wisse. Vielleicht auch deshalb hat die Urania beim Start der Reihe „Stadtgespräche“ am Montag der Senatsbaudirektorin mit Urs Kohlbrenner einen Landsmann zur Seite gestellt. Mitten im Westberliner Tagesspiegel-Milieu, so die fürsorgliche Botschaft, ist Eidgenossenschaft die beste Verteidigung.

Und dann das: Mit einer Charmeoffensive, die man bei der 48-jährigen Baselerin bislang vermisst hat, erklärte Lüscher den 450 Besuchern die Grundsätze einer Planung, die so ganz anders ist als das Basta-Bauen ihres Amtsvorgängers Hans Stimmann. Kein Mucks, nirgends. So verwirrt war das Publikum, dass es in der Diskussion nur höfliche Fragen stellte. Haifischbecken sieht anders aus.

Dabei wäre eine Generalabrechnung gar nicht so unpassend gewesen. Ganz beiläufig nämlich erklärte Lüscher in ihrem 40-minütigen Vortrag das Planwerk Innenstadt für von gestern und die mit ihm verknüpfte kritische Rekonstruktion gleich mit. Statt heiler Welt durch Wiederaufbau stellte sie den Faktor Zeit in den Vordergrund und illustrierte das – ein Schuft, der Böses dabei denkt – ausgerechnet am Beispiel des Flughafens Tempelhof.

Und wieder: kein Augenrollen, nirgends. Entweder es hat sich auch an der Urania herumgesprochen, dass das Rollfeld der Rosinenbomber geschlossen ist. Oder aber – es hat gezündet. Von einer „Sehnsucht der Städter nach dem Ländlichen“ sprach Lüscher und „der Zwischennnutzung als Prinzip“. Fast scheint es als seien Publikum und Planung in der Gegenwart angekommen.

Nur eines hat die Baudirektorin ihren Fans an diesem Abend vorenthalten: den Südostraum von Treptow über Oberschöneweide bis Schönefeld. Ganz weit weg das – und tief im Osten. WERA Foto: Mike Wolff