: Traumatisierter Rom darf bleiben
BLEIBERECHT Der Serbe Miroslaw Redzepovic hat einen jahrelangen Rechtsstreit gewonnen und wird nun doch nicht abgeschoben
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat nach jahrelangem Rechtsstreit dem Antrag des in Deutschland geborenen und schwer traumatisierten Rom Miroslav Redzepovic stattgegeben. Zum ersten Mal in seinem Leben hat der 25-Jährige, der 18 Jahre seines Lebens in Deutschland verbracht hat, nun Anspruch auf eine Aufenthaltserlaubnis und muss nicht mehr mit der drohenden Abschiebung nach Serbien leben.
„Endlich darf er auch in dem Land sein, das er jahrelang als sein Zuhause angesehen hat“, sagt Kai Weber vom Flüchtlingsrat Niedersachen. Jetzt habe er eine Perspektive.
Seit 1990 lebte die siebenköpfige Familie in Deutschland, zuletzt im niedersächsischen Syke, wo Redzepovic aufgewachsen ist. Im November 2002 sollte die Familie nach Serbien abgeschobene werden. Der Vater Milos Redzepovic übergoss sich aus Verzweiflung im Syker Rathaus mit Benzin und zündete sich an. Einen Tag später starb er an seinen Verbrennungen.
Doch das niedersächsische Innenministerium blieb hart und schob zwei Jahre nach dem Suizid des Vaters dessen krebskranke Witwe und ihre fünf minderjährigen Kinder nach Belgrad ab. Miroslav Redzepovic war damals 16 Jahre alt und im ersten Ausbildungsjahr. Die Familie gehört der Roma-Minderheit in Serbien an. Und ihre Zeit in Belgrad war laut Weber geprägt von Armut, Diskriminierungen und Misshandlungen durch die Polizei.
In Belgrad lebte Miroslaw Redzepovic, das älteste der fünf Kinder, bis Oktober 2010. Dann machte er sich erneut auf den Weg nach Deutschland, wurde in Hamburg festgenommen und kam in Abschiebehaft. Als sein Antrag auf Asyl abgelehnt wurde, versuchte er sich Anfang Dezember 2010 in der Abschiebehaft zu erhängen.
Jetzt konnte sein Hamburger Rechtsanwalt Enno Jäger ein unabhängiges psychologisches Gutachten erwirken, um die Folgen einer Retraumatisierung durch Abschiebung nach Serbien zu belegen. „Endlich wurde eine Basis geschaffen, auf der er seine Traumata überwinden kann“, sagt Weber. „Doch leider ist dieser Umgang mit Flüchtlingen sehr symptomatisch.“ (taz)