Liao Yiwu endlich in Deutschland

Es war sein 15. Ausreiseversuch. Und ist nun tatsächlich seine erste Auslandsreise. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu kann als Gast am Internationalen Literaturfestival Berlin teilnehmen. Am Mittwochmorgen landete der bislang mit einem Ausreiseverbot belegte Autor in Berlin, wo er bis zum 31. Oktober im Rahmen einer Autorenresidenz bleiben wird.

Die chinesischen Behörden hinderten den Schriftsteller unter anderem am Besuch der Frankfurter Buchmesse 2009. Eine Reise zur litcologne im März diesen Jahres scheiterte knapp: In Liaos Heimatstadt Chengdu holten ihn Polizisten nach dem Start aus dem Flugzeug.

Der 1958 in der Provinz Sichuan geborene Dichter und Prosaautor fiel mit einem Gedicht über das Tiananmen-Massaker 1989 in Ungnade. Er war vier Jahre in Haft, stand unter Hausarrest. Als Dissident sieht er sich trotzdem nicht – er wolle in China bleiben und die Wahrheit sagen, erklärte er. Auf Deutsch erschien 2009 im Fischer-Verlag der Band „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ mit Interviews vom Rand der chinesischen Gesellschaft. Aus dem in China verbotenen Buch wird Liao Yiwu in Berlin und Hamburg lesen.

Ulrich Schreiber, Festivalleiter des Berliner Literaturfestivals, zeigte sich erleichtert über das Kommen seines Gastes: „Wir sind sehr glücklich, dass es uns gelungen ist, Liao Yiwu erfolgreich nach Deutschland einzuladen und die chinesische Regierung seiner Ausreise zugestimmt hat.“ Bernd Scherer vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), in dessen Räumlichkeiten Liao Yiwu auftreten wird, sagte der taz: „Es ist von höchster Bedeutung, dieser Stimme Chinas in Deutschland Gehör zu verschaffen.“ Im HKW wird Liao Yiwu heute über die Hintergründe seiner geglückten Ausreise sprechen. NINA APIN