Jukebox

Endlich zurück aus der walisischen Pampa

24 Jahre ist es her, dass die Post-Punk-Band Scritti Politti mit „Songs To Remember“ wirklich erinnerungswürdige Songs herausbrachte. Jetzt taucht der Name erfreulicherweise und unerwartet auf der Nominierungsliste für den Mercury Award auf – zwischen Newcomern wie den Arctic Monkeys oder Hot Chip.

1983 trennte sich der mittlerweile 51-jährige Sänger Green Gartside vom Rest und war fortan allein Scritti Politti. 1985 brachte er mit „Cupid & Psyche 85“ ein Album heraus, das einen mit dem glossy Soulpop der Achtziger versöhnte.

Mittlerweile hatte Gartside dank Michael Jacksons „Off The Wall“ sein Herz für Pop entdeckt. Diesen Spagat beherrscht er auch heute noch: Die Mercury-Award-Jury etwa findet, dass Gartside „scheinbar leichte Popsongs intellektuell interessant gestaltet“. Schon damals hatte Scritti Politti wegen Panikattacken seit Jahren auf keiner Bühne gestanden, auch sonst haderte er mit dem Alltagsgeschäft des Musikbusiness. Wenig überraschend also, dass seine Karriere versandete. Die Arbeit am nächsten Album „Provision“ (1988) quälte ihn, sodass es elf Jahre dauern sollte, bis man wieder von Gartside hörte. In der Zwischenzeit lebte in der walisischen Pampa, ging spazieren und in den Pub, und hörte viel Hiphop – was dafür sorgte, dass er der Musik nicht gänzlich den Rücken kehrte. Das Ergebnis seiner Beat-Basteleien durfte man auf dem leider völlig untergegangenen Album „Anhomie & Bonhomie“ (1999) hören: Hiphop kombiniert mit Melodien, die beim ersten Hören hängen bleiben und beim hundertsten Mal immer noch glücklich machen, getragen von Gartsides zuckerigem Falsett. Unterstützt wurde er unter anderem vom seinerzeit recht unbekannten Mos Def. Bei Scritti Politti hat das nicht den Beigeschmack, dass sich alternde Popstars durch den Input junger Talente eine Frischzellenkur verpassen. Obwohl ihm damals eine stimmige Mixtur gelang, ist der Hiphop-Einfluss auf seinem neuen Album „White Bread Black Beer“ nur in Spurenelementen vorhanden. Zu wünschen ist ihm der Mercury Award trotzdem.

Stephanie Grimm