: „Nature“ muss Stammzellstudie korrigieren
Stammzellen gewinnen, ohne dass Embryonen vernichtet werden, jubelten die Forscher. Doch die ethisch unbedenklichen Zellen gibt es gar nicht
Schon wieder steht die Stammzellforschung im Zwielicht: Vergangene Woche verkündete das Wissenschaftsjournal Nature einen bedeutenden Schritt in der Erforschung embryonaler Stammzellen. Einem US-Forscherteam sei es gelungen, die begehrten Zellen auf ethisch weitgehend unbedenkliche Weise zu gewinnen – nämlich ohne den Embryo zu zerstören. Prompt forderten auch gleich einige Politiker in Berlin das ihrer Meinung nach zu strenge deutsche Stammzellgesetz zu überarbeiten. Doch die Veröffentlichung hatte einen Haken: In gleich zwei Richtigstellungen präzisierte Nature, dass die in der Studie verwendeten Embryonen doch zerstört wurden.
Der Gleichklang „Stammzellen gewonnen, Embryo lebt“ war falsch. Nur zehn Monate nach dem Klonskandal um den Koreaner Hwang Woo Suk, dessen Team gefälschte Studien in Wissenschaftsjournalen veröffentlicht hatte, stehen die Fachmagazine und Stammzellforscher nun erneut in der Kritik. „Offensichtlich nichts gelernt“, so lautet das Fazit von Ulrike Beisiegel, der Ombudsfrau der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Nachdem Nature und Science im vergangenen Jahr Fälschungen in Hwangs Studien nicht aufgefallen waren, wollten die Magazine die Unterlagen der Forscher in Zukunft besser prüfen.
Eine Fälschung wirft den Autoren der jetzt umstrittenen Studie niemand vor. Ein Fehler unterlief offensichtlich der Presseabteilung von Nature. In der ersten Ankündigung hieß es: Robert Lanza und seine Kollegen von der US-Firma Advanced Cell Technology hätten neue Linien embryonaler Stammzellen hergestellt und die Embryonen dabei „intakt“ gelassen. In einer ersten „Richtigstellung“ präzisierte Nature zwar die Zahl der entnommenen Embryozellen, das „intakt“ jedoch blieb. Gestrichen wurde es erst in einer dritten Version. Nature stellte klar, die Embryonen seien „nicht intakt“ geblieben.
Kritik kommt vom Münsteraner Stammzellforscher Hans Schöler. Seiner Meinung nach tragen die Forscher selbst einen Großteil der Schuld an dem Missverständnis: Die Einleitung des Artikels führe den Leser auf die falsche Fährte. DPA