: Die Finanzierungen sind unergründlich
Was macht die Kirche gegen ihre Finanznot? Erfindungsgeist ist gefragt. Drei Beispiele christlicher Ideen
Rapide sinkende Mitgliederzahlen zwingen die Kirche zum Umdenken: Knappe Kassen im Zuge der großen Kirchenfinanzkrise bringen die Kirche zum Sparen. Innovationen in der Finanzpolitik der Glaubensmänner sind nun gefragt. Der Präses der westfälische Kirche Westfalen, Alfred Buß, hat nun neue Finanzierungsmodelle im Blick. Einige davon werden schon umgesetzt, andere sind ferne Visionen des Kirchenmannes.
■ Kirchliche Bistros
Noch sind sie nicht in der Mache – aber sie könnten eine innovative Lösung für die Zukunft sein. Mittels der gastronomischen Einrichtungen solle „die Gemeindearbeit mit finanziert“ werden. Neben einer Poststelle, die in die Bistros integriert sein soll, könnte man dort im Falle der Umsetzung auch Brötchen und Zeitungen gegen Bares erwerben. Eine Art kirchlicher Kiosk. Werbung macht Alfred Buß auch mit der „einladenden Gastronomie“ der Bistros. Nach den Vorstellungen des Präses sollen diese kirchlichen Zentren „Anlauf- und Ruhepunkt für Leib und Seele“ sein. Ob solch ein Projekt tatsächlich kommt steht noch nicht fest; bisher ist es nur eine Anregung des Kirchenvorsitzenden.
■ Fundraising
Was sich nach purer Ökonomie anhört, ist auch so - und wird von der Kirche bereits angewendet. Auch sie passt sich den wirtschaftlichen Gegebenheiten an. Sie versucht über Fundraising (dt. „Mittelbeschaffung“) Finanz- und Sachmittel zu akquirieren. Geldbeutel, die bisher für die Kirche verschlossen waren, versucht man nun ausfindig zu machen. „Phantasie, Gespür für das Mögliche und Beziehungspflege können - in Verbindung mit handwerklich guter Arbeit - Geldquellen auftun“, sagt Buß. Damit möglichst viele Quellen abgeschöpft werden können, geschieht das professionell. Seit Dezember 2005 durchlaufen ausgewählte Personen eine Ausbildung bei der Fundraising-Akademie in Frankfurt. Wenn sie im März 2007 ihren Abschluss erwerben, werden sie laut Kirche als „Multiplikatoren zur Verfügung stehen“. Bedeutet: Sie sollen helfen, Organisationen, Firmen und Einzelpersonen aufzuspüren, die potenzielle Spender für die Kirche darstellen.
■ Wiedereintrittsstellen
„Jeder Austritt ist einer zu viel, und es gilt, den Ausgetretenen nachzugehen“ verlangt Buß. So sollen die zentralen Anlaufstellen die Abgewanderten wieder in das kirchliche Leben integrieren. Laut Buß geschehe das „wahrlich nicht nur aus finanziellen Gründen“. So hat die westfälische evangelische Kirche in den vergangenen 25 Jahren 400.000 Mitglieder durch Austritt verloren. Eine stattliche Summe an steuerlichen Mindereinnahmen. Durch die Eintrittsstellen konnten immerhin zwölf Prozent der 400.00 Ex-Mitglieder zurückgewonnen werden. MATTHIAS HENDORF