: „Was einen bewegt“
taz: Herr Grevsen, würde es Sie erschrecken, wenn Uta Danella heute Abend zur beliebtesten Schriftstellerin des Nordens gekürt würde?
Niels Grevsen: Wir haben diese Wahl ja organisiert, um zu erfahren, was das beliebteste Buch der Zuschauer ist. Und wenn sich eine Mehrheit für Uta Danella entscheidet, ist das in Ordnung so. Wir haben eine Auswahlliste von Ildikó von Kürthy bis zu Uwe Johnson erstellt, aber die Zuschauer hatten sowieso die Wahl, noch ganz andere Namen zu nennen. Nur einen norddeutschen Bezug musste es geben.
Der NDR hat Norddeutschland zum „Land der Literatur“ erhoben. Zählen die Süddeutschen mit Schiller, Brecht und Co. nicht?
Wir wollten mit der Wahl nicht behaupten, dass die norddeutsche Literatur die bessere sei. Wir wollten nur zeigen, was es hier bei uns an Literatur gibt und was besonders beliebt ist.
Dabei würde man denken, dass die Zeit der Listen vorbei ist, nachdem die wichtigsten Deutschen, der Superstar und vermutlich auch das schönste Schwimmbad gewählt sind.
Natürlich ist das kein neues Format. Aber es ist bei den Zuschauern sehr beliebt.
Ist es nicht ungerecht, dass die Storm-Gesellschaft mit ihren 1.464 Mitgliedern viel mehr mobilisieren kann als die 220 Freunde Heinrich Manns?
Es sind ja nicht nur die Mitglieder literarischen Gesellschaften aufgerufen, sondern alle Zuschauer. Und ich denke, dass Ildikó von Kürthy …
…die noch keine literarische Gesellschaft für sich mobilisieren konnte …
Genau, sie hat noch keine Gesellschaft, aber sehr hohe Auflagen. Von daher habe ich keine Befürchtungen, was eine solche Bevorzugung angeht.
Glauben Sie, dass die Abstimmenden völlig frei sind von Erwägungen zum literarischen Prestige? Man sieht sich ja doch lieber als Storm-Anhänger als der von Frau von Kürthy.
Diese Gefahr sehe ich natürlich. Aber es geht bei der Wahl ja nicht so sehr darum, welches Buch man gerade liest, sondern um das, was einen am nachdrücklichsten bewegt hat.
Und wen müssen wir damit auf den Plätzen eins bis drei vermuten?
Das verrate ich ungern. Aber ich kann zumindest sagen, dass wir die 25 beliebtesten Autorinnen und Autoren vorstellen. Und das ist eine Mischung aus sehr anspruchsvollen und sehr unterhaltsamen Büchern.
Haben Sie mitgestimmt?
Ja.
Da könnten Sie jetzt schon sagen, für wen.
Für Hubert Fichte.
Holla. Vermutlich wissen 90 Prozent der Norddeutschen gar nicht, dass Fichte einer der ihren und dazu noch Schriftsteller war. Wollten Sie einen Außenseiter voranbringen?
Nein. Wir haben ja auch Prominente in der Sendung befragt und da gab es einige, die Fichte gelesen haben.
Die NDR-Zuschauer durften schon über die schönsten Traktoren abstimmen. Interessiert das mehr als die Literatur?
Ich fürchte, ja. Ich bin selbst Bauernsohn und weiß, dass in Norddeutschland viele Landwirte leben, die sich sehr für Traktoren interessieren. Interview: grä