piwik no script img

Archiv-Artikel

Kein Plan gegen junge arabische Antisemiten

Expertenkonferenz zu arabischem Antisemitismus ergebnislos. Studie: ZuwanderInnen schotten sich nicht ab

Von CHV

BERLIN taz ■ Seit Jahren gibt es Berichte über einen wachsenden Antisemitismus unter arabischen und islamischen Jugendlichen in Europa. Wie kompliziert der Umgang mit den jungen antisemitischen Migranten ist, zeigte eine Expertenkonferenz mit Teilnehmern aus Europa, Israel und Marokko. „Keiner weiß, wie man damit richtig umgeht“, sagte Günther Jikeli vom Internationalen Institut für Bildungs-, Sozial- und Antisemitismusforschung nach der Konferenz. Sie wurde von Jikeli, dem American Jewish Committee und der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert.

Bei der Sommerschule in Berlin-Neukölln, die nach „Strategien zur Bekämpfung von Antisemitismus bei Personen mit arabischem/islamischen Hintergrund“ suchte, war man schnell beim alten Problem – Europa ist immer anders. Die Situation von Pakistanern in England oder Marokkanern in Frankreich ist nicht einfach mit der von Türken in Deutschland gleichzusetzen. „Wir müssen die sehr unterschiedlichen Kontexte in den jeweiligen Ländern zur Kenntnis nehmen“, sagte Johannes Kandel von der Ebert-Stiftung. Selbst an gesichertem empirischem Wissen über die Communitys und ihr Denken fehle es.

Ein wenig Licht bringt unterdessen eines Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB). Danach gibt es keine Belege dafür, dass sich Zuwanderer in eigenen Vierteln abschotteten. In deutschen Städten seien gemischte Viertel typisch, in denen Einwanderer verschiedener Herkunft lebten. „Die in der gesellschaftlichen Debatte verbreitete Annahme einer Rückzugs- und Abschottungstendenz unter Migranten kann wissenschaftlich nicht belegt werden“, sagt Karen Schönwälder vom WZB der taz. Ihre Studie erscheint Ende des Jahres.

Schönwälder hat in 33 Städten über 1.800 Viertel untersucht. Nur in 121 stellen die Türken zehn Prozent der Bevölkerung, in lediglich dreizehn Fällen 20 Prozent oder mehr. In einem Drittel der Wohnviertel leben mehr Exjugoslawen als Türken. CHV