: Für das Weiße Haus gibt es nur Terroristen
Im Irak sterben monatlich 3.000 Zivilisten, warnt das Pentagon vor einem Bürgerkrieg. Bush sieht das anders
BERLIN dpa/afp ■ Trotz eines alarmierenden Pentagon-Berichts sieht US-Präsident George W. Bush keine Anzeichen für einen Bürgerkrieg im Irak. Es handele sich um eine sehr kleine Anzahl von Irakern, die religiös motivierte Gewalttaten verübten, sagte Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache. Die „überwältigende Mehrheit“ der Menschen wolle Frieden und ein normales Leben in einem geeinten Land. Bush sagte, Terroristen führten eine blutige Kampagne religiös motivierter Gewalt, um das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen.
In dem am Freitag veröffentlichten Pentagon-Bericht hieß es, die Bedingungen, die zu einem Bürgerkrieg führen könnten, „sind da“. Bei der gegenwärtigen Gewalt könne „das Abgleiten dahin“ allerdings noch verhindert werden.
In dem Report, der sich auf den Zeitraum Juni bis August bezieht und damit auf die unmittelbare Periode nach der Amtsübernahme der Regierung von Nuri al-Maliki, wird die zunehmende Ausbreitung „ethno-sektiererischer“ Gewalt über Bagdad hinaus beklagt. Seit Mai seien jeden Monat mehr als 3.000 Iraker getötet oder verletzt worden. Die durchschnittliche Zahl der Angriffe pro Woche sei dabei um 15 Prozent im Vergleich zum letzten Quartalsbericht gestiegen, die Zahl der getöteten Iraker um 51 Prozent. In 90 Prozent der Fälle seien die Menschen im Stil von Hinrichtungen umgebracht worden. Die meisten Gewalttaten ereigneten sich in Bagdad, ethnische und religiöse Gewalt habe aber bereits die Provinzen Dijala, Mossul und Kirkuk erfasst.
Unterdessen ist der schrittweise Rückzug der USA aus der militärischen Verantwortung im Irak ins Stocken geraten. In letzter Minute verzögerte sich die Übergabe des militärischen Kommandos über die neue irakische Armee an die Regierung in Bagdad. Über das Dokument, das die künftige Zusammenarbeit regeln soll, sei noch keine Einigkeit erzielt worden, hieß es am Sonntag aus irakischen Regierungskreisen. Ministerpräsident al-Maliki forderte eine größere Unabhängigkeit vom US-Militär. Der schiitische Großajatollah Ali al-Sistani forderte die Regierung auf, für Sicherheit im Land zu sorgen. Sonst würden „andere Gruppen“ die Kontrolle übernehmen, warnte er.