400 Produkte wurden verboten

Beispiel Großbritannien: Für die Lebensmittelsicherheit sorgt die Food Standards Agency. Sie hat viel Macht. Warnungen kann man sogar aufs Handy bekommen

DUBLIN taz ■ In den sechs Jahren ihres Bestehens hat sie sich bereits Respekt verschafft: Die britische Food Standards Agency (FSA), die für Lebensmittelsicherheit sorgen soll, ist zwar eine Regierungsbehörde, aber sie ist weitgehend unabhängig. Ihr angegliedert ist der Dienst für Fleischhygiene. Die Labour-Regierung hatte die FSA infolge einer Reihe von Todesfällen aufgrund von Lebensmittelvergiftungen gegründet.

Bis dahin war das Landwirtschaftsministerium für Lebensmittelsicherheit zuständig, doch die Labour-Regierung sah darin einen Interessenkonflikt: Ein Ministerium kann nicht gleichzeitig für das Wohlbefinden der Lebensmittelproduzenten und das der Verbraucher zuständig sein. „Die Verbraucher im Vereinigten Königreich haben zu lange unter der Ungewissheit und Verwirrung bezüglich der Qualität der Lebensmittel gelitten“, sagte Premierminister Tony Blair damals.

Bei der FSA steht nun das öffentliche Interesse an erster Stelle. Die Behörde nennt auf ihrer Internetseite die Namen von beanstandeten Produkten, sie informiert über Maßnahmen gegen Unternehmen und veröffentlicht auch deren Stellungnahmen. Man kann sich die neuesten Nachrichten sogar aufs Handy schicken lassen.

Die FSA hat weitreichende Befugnisse. Sie darf sich ohne Rücksprache mit irgendwelchen Ministerien öffentlich zu Wort melden, sie darf Untersuchungen in Auftrag geben und Lebensmittel überwachen lassen, sie kann Gesetzesvorschläge machen und selbst Maßnahmen ergreifen, wenn Probleme auftauchen. Und sie nutzt ihre Macht.

Im vergangenen Jahr wies die FSA zum Beispiel den orangeroten Farbstoff Sudan I in der Worcestersauce nach. Mehr als 400 Produkte, die diese Sauce enthielten, mussten vom Markt genommen werden – eine Krebsgefahr ist wahrscheinlich. Die Regierung des Sudan forderte daraufhin, den Farbstoff umzubenennen, damit der Lebensmittelexport aus dem afrikanischen Land keinen Schaden nehme.

In diesem Jahr verdarb die FSA den Briten sogar ihre liebste Sommerbeschäftigung – das Grillen. In einem Werbespot waren die berüchtigten englischen Würstchen zu sehen, außen schön angekokelt. Als sie jedoch vom Grill genommen wurden, brachen sie auseinander, und der Zuschauer erkannte, dass sie innen noch roh waren. Zur Melodie von „When will I see you again“ von den Three Degrees prophezeite ein Sprecher den Konsumenten dieser Würstchen Durchfall und Erbrechen.

Ralf Sotscheck