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Archiv-Artikel

Ein so gar nicht lächelndes Smiley

Beispiel Dänemark: Wer keinen sauberen Laden hat, bekommt ein mürrisches Smiley an die Tür geklebt. Vier von fünf DänInnen orientieren sich bei ihrem Einkauf daran

STOCKHOLM taz ■ Beim 7-Eleven-Kiosk in der Østerbrogade in Kopenhagen war die Softeismaschine nicht ordentlich saubergemacht. Am Zapfhahn klebten eingetrocknete Getränkereste. Festgestellt wurde das bei einer Kontrolle am 25. Juli. Und der Laden bekam deshalb ein Smiley mit traurig nach unten gezogenen Mundwinkeln an die Eingangstür geklebt.

Daneben musste der Inhaber den peinlichen Kontrollbericht der Lebensmittelbehörde aufhängen, der die Verstöße anprangert. Das alles kann man außer am Kiosk selbst auf der Website des Familien- und Verbraucherschutzministeriums http://smiley.fdir.dk nachlesen. Wo man entweder von Apotheken bis Wirtshäusern nach Branchen geordnet suchen oder auch nachgucken kann, welche Betriebe im eigenen Ort denn ein lachendes – „alles bestens“ – oder ein trauriges Smiley verpasst bekommen haben. Ein Mausklick fördert dann auch noch eine Kopie des gesamten Kontrollrapports auf den Computerbildschirm.

Für das Geschäft des 7-Eleven-Kiosks ist solche Transparenz bis ins Detail sicher alles andere als geschäftsfördernd. Und das war auch die Absicht dieses 2001 eingeführten Systems. Vier von fünf DänInnen informieren sich anhand des Smiley-Systems und meiden Geschäfte und Kneipen, die negativ aufgefallen sind.

Die Folge: Konnten sich vor vier Jahren erst 70 Prozent aller kontrollierten Betriebe mit einem lachenden Smiley schmücken, sind es mittlerweile schon fast 80 Prozent. Die Smileys an Läden und Gaststätten haben allerdings nicht verhindern können, dass es bei den Produzenten noch erhebliche Qualitätsprobleme gibt. So meldeten kürzlich dänische Medien, dass bei Kontrollen der Schlachtereien des Konzerns Danish Crown binnen vier Monaten 200 Regelwidrigkeiten festgestellt worden waren. Kein „Gammelfleisch“ zwar, aber die Beanstandungen reichten von der Verwendung schmutziger Messer bis zur Lieferung von Fleisch mit unzulässig hohem Antibiotikagehalt.

Ein dem dänischen vergleichbares Smiley-System wird zum 1. April 2007 in Schweden eingeführt. Die meisten Branchenvertretungen begrüßen das. Begründung: Bislang verdienten die schwarzen Schafe, die sich nicht so genau an die Bestimmungen halten. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass der Maßstab für die Kontrollen auch wirklich überall vergleichbar sei. Einzelne Kontrollbeamte hätten noch zu großen individuellen Beurteilungsspielraum, heißt es.

Reinhard Wolff