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Archiv-Artikel

Bischöfe müssen über Missbrauch sprechen

KIRCHE Die deutschen Geistlichen haben bei ihrer Herbstvollversammlung das Thema Missbrauch auf die Tagesordnung gesetzt. Eine Studie zeigt: Nur ein Drittel der Täter hierzulande wird verurteilt

BERLIN taz/dpa | Der Streit über Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer hat gestern die Katholische Bischofskonferenz erreicht. Die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ forderte die Herbstversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda zu Gesprächen über Entschädigungszahlungen auf. Die Organisation, die Opfer sexuellen Missbrauchs in Einrichtungen des Jesuitenordens vertritt, hatte am Wochenende mit Vertretern der Jesuiten über finanzielle Entschädigungen verhandelt. Eine Einigung blieb jedoch aus. Der Eckige Tisch fordert pro Betroffenen eine pauschale Entschädigung von mehr als 80.000 Euro. Die Jesuiten boten Summen „im vierstelligen Bereich“ an.

In Fulda lehnte die Bischofskonferenz ab, Summen zu nennen. „Wir wollen nicht über konkrete Zahlen sprechen“, sagte der Vorsitzende Robert Zollitsch bei der Eröffnung am Montag. Er war verärgert über das Vorpreschen der Jesuiten, die Geld in Aussicht gestellt hatten. Doch signalisierte er, dass die Bischofskonferenz bald einen Vorschlag einbringen wolle. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte sich in der Frankfurter Rundschau skeptisch geäußert: Geld heile keine Wunden. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass „Größe und Schmerz der Wunden nach der Höhe der jeweiligen Entschädigung bemessen werden“.

Matthias Katsch, Sprecher des Eckigen Tischs, sagte der taz: „Geld kann keine Heilung oder Wiedergutmachung erreichen.“ Es gehe aber darum, dass die Kirche ihre Verantwortung für das entstandene Unrecht anerkenne.

Bei den viertägigen Beratungen der Bischöfe soll es auch um Prävention gehen. Auf die Gesprächsanfrage des Eckigen Tischs werde man reagieren, sagte ein Sprecher. Unterdessen wurde eine Untersuchung des Rechtsmedizinischen Instituts an der Uniklinik Essen bekannt, die belegt, wie schwierig es ist, Kindesmisshandlung rechtlich zu verfolgen. Der Studie zufolge kann nur ein Drittel der Missbrauchstäter verurteilt werden. Dem Magazin Focus sagte der Autor der Studie, Thomas Bajanowski, dass der Tatnachweis bei Missbrauch meist sehr schwierig sei. NIKLAS WIRMINGHAUS