Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Gerade noch am Maulen, dass es nichts Gutes zu sehen gibt, schon verschlägt es den Atem: Weit über dem Kopf zeigt eine Marke am Halleschen Tor den Wasserpegel für 3006. Nun werden meine Knochen in tausend Jahren wahrscheinlich als Erde für 10 Meter hohe Stiefmütterchen dienen und ich werde es nicht erleben, wenn mein Kiez überspült wird, aber das beruhigt mich nicht. So kaufe ich mir einen Regenponcho und schwinge mich wieder aufs Rad, um nicht U-Bahn fahren zu müssen, bis die beängstigende Installation von Kathrin Kur verschwunden ist.
Nicht gerade ängstigend, aber gruselig ist die Fotoserie „Vampire victims“ der US-Amerikanerin Jen DeNike in den KunstWerken. Mit Bikinis bekleidete junge Frauen liegen auf dem Balkon, im Park und sonst wo herum. Die Blutfäden, die aus den Löchern am Hals sickern, leuchten frisch. Bilder, so heißt es im Text zur Präsentation, die „Leidenschaft, Verlangen, aber auch Verletzbarkeit und die Lust am ‚Bösen‘ ausstrahlen“. Kurz: Hollywoodkitsch.
Wesentlich sinnlicher sind die großformatigen Akte des bislang als Malers erfolgreichen Martin Eder. Auch er hat Frauen fotografisch festgehalten. Auch er setzt sich mit Gewalttätigkeit (Fotograf) und Masochismus (Modell) auseinander, doch erinnern die Bilder eher an Porträts, da Eder den Abgelichteten so nah kommt, dass er auch ihre Stärken zu erfassen vermag. Teils versinken ihre Körper im Dunkel des Hintergrunds, teils wölben sie sich bleich in das Bewusstsein der BetrachterInnen. Klar und direkt schimmert die malerische Haut, die Körper, die nicht die propagierte Idealform haben. Die Wände, an denen die Bilder hängen, wurden mit einer schwarz-weißen Tapete grundiert, deren optische Täuschungen die Augen schnell auf die Frauenmotive und deren vermeintliche Klarheit lenken. Eine intensive Auseinandersetzung.