: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um
Kunst im öffentlichen Raum – schwer. Immer Ärger. Mit den Behörden, mit der Finanzierung, mit den Anwohnern und der Boulevardpresse. Kein Zuckerschlecken, auf jeden Fall – und eine krass langwierige Angelegenheit. Deswegen hat Rita McBride jetzt auch aus dem jahrelangen Hin und Her um die Realisation ihrer Riesengroßplastik „Mae West“ in München-Bogenhausen die Flucht nach vorne angetreten und eine Ausstellungstrilogie destilliert, deren zweite Station man gerade bei Konrad Fischer begutachten kann. McBride hat rund um ihre nach wie vor abwesende Skulptur eine Art Merchandising-Shop gebaut, Drucke und Wandteppiche mit der markant taillierten Stahlskelettsilhouette ihrer Plastik und einen Kiosk, an dem man „Mae West Survival Packs“ in 90er-Auflage erstehen kann. Am Anfang wirkt das irgendwie dreist, und ist am Ende genau deswegen gut.
In der Galerie Barbara Thumm kämpft man mit einem ganz anderen Problem: Die Galerie verwaltet seit Kurzem den Nachlass von Anna Oppermann, die ab den 1970ern mit gleichzeitig total chaotischen, aber dann doch exakt geordneten kleinteiligen Riesenensembles bekannt wurde. Für die erste Ausstellung hat man sich mit „Künstler sein (Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblütenblätter)“ gleich ein Schlüsselwerk vorgenommen. Alles ist also voll mit Miniaturzeichnungen, Fotos, Fotos von vorherigen Ensembles, die dann wieder ins neue integriert wurden, und so weiter. Das ist natürlich zuerst einmal beeindruckend und toll, gleichzeitig wirft diese Ausstellung, die zwei Versionen der Arbeit zum ersten Mal zusammenbringt, aber auch die nicht unproblematische Frage auf, wie man überhaupt posthum mit dem monströsen, mäandernden, sich ständig selbst verschlingenden Werk dieser Künstlerin umgehen soll. Trotzdem, oder gerade deswegen: unbedingt ansehen.
■ Rita McBride: „Way Out East“; bis 6. November, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie Konrad Fischer, Lindenstr. 35 ■ Anna Oppermann, bis 30. Oktober, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie Barbara Thumm, Marktgrafenstr. 68