piwik no script img

Archiv-Artikel

Barbara Hendricks nicht zu 100 Prozent ökologisch

ZUMUTUNGEN Bundesumweltministerin will nicht „in das Privatleben der Menschen eindringen“

Von HG

BERLIN taz | Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nimmt es mit dem ökologisch korrekten Leben nicht so genau. Sie selbst sei „keine 100 Prozent ökologische Verbraucherin“, sagte sie im Interview mit dem Umweltmagazin zeo2. „Und ich verspreche auch nicht, dass ich es jetzt als Umweltministerin werde. Ich kann auch nicht zu Fuß zum Klimagipfel in Lima reisen, da muss man fliegen.“ Hendricks ist seit Dezember Ministerin, peu à peu macht sie deutlich, welche Belastungen oder Unbequemlichkeiten sie den Bürgern zumuten will – oder auch nicht.

Der zeo2 erklärte die 61-Jährige: „Wir leben nun mal in einer Industriegesellschaft, nehmen teil am Wirtschaftsleben und konsumieren. Und für manchen ist der Weg zur Arbeit zu weit, um mit dem Rad zu fahren. Oder die Bus- und Bahnverbindungen sind einfach zu schlecht.“ Sie verbringe den Urlaub auf dem Rad, nehme aber den Dienstwagen, wenn sie ins Ministerium oder Parlament müsse. „Ich will nicht nassgeregnet oder verschwitzt zu Terminen kommen.“

Eine Mahnerin für die Umwelt ist Hendricks nicht. Kein Tempolimit, kein Verbot von Plastiktüten. Auch eine Erhöhung der Ökosteuer lehnt die einstige Finanzstaatssekretärin und SPD-Schatzmeisterin ab. Hendricks sagte: „Ich werde nicht mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend laufen und sagen: Es ist moralisch verwerflich, wenn ihr anders lebt.“ Jeder Mensch müsse in eigener Verantwortung entscheiden, ob er etwa Ökostrom bezieht oder im Bioladen einkauft. Sie werde „nicht in das Privatleben der Menschen eindringen“. Statt Spaßverderberin zu sein, wolle sie „anständige Arbeit“ machen, etwa bei der Vermeidung von Treibhausgasen vorankommen oder den Emissionshandel wiederbeleben. Auf die Frage, ob sie Verteidigungsministerin von der Leyen sagen werde, dass sie die Truppe auf Ökologie trimmen und andere Panzer kaufen müsse, antwortete Hendricks: „Für die Ökobilanz wäre es sicher besser, gar keine neuen Panzer zu kaufen! Auf jeden Fall sollte die Beschaffung bei der Bundeswehr – wie auch in der gesamten öffentlichen Hand – unter ökologischen Gesichtspunkten überprüft werden.“ HG

■ Das ganze Interview ab diesem Dienstag in der aktuellen Ausgabe des von der taz herausgegebenen Umweltmagazins zeo2