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Archiv-Artikel

Düsseldorf öffnet sein Schatzhaus

Das Museum kunst palast in Düsseldorf zeigt seine Glassammlung. Die Bedeutung der Kollektion wird nur noch von dem Londoner Victoria & Albert Museums übertroffen: Sie reicht vom altägyptischen Ohrschmuck bis zur farbigen Jugendstilvase

Sie schillern wie die Flügel der Schmetterlinge, sind empfindlich wie zarte Blüten, so kostbar wie Gold und manchmal auch so alt wie die Pyramiden. Rund 10.000 erlesene Glas-Objekte aus rund 3.500 Jahren vom altägyptischen Ohrschmuck bis zum römischen Parfümfläschchen, vom Barockpokal bis zur farbigen Jugendstilvase und den Werken zeitgenössischer Glaskünstler umfasst die „Glassammlung Hentrich“ im Düsseldorfer museum kunst palast. Nach umfangreicher Erweiterung eröffnet die Sammlung am 8. Oktober ihr „Schatzhaus“ neu.

Auf drei Etagen und fast 1.400 Quadratmetern sind dann rund 3.500 der schönsten Stücke aus der Kollektion zu sehen, deren Bedeutung nur noch von der Glasabteilung des Londoner Victoria & Albert Museums übertroffen wird.

Geschlossenheit und gleichzeitige Vielfalt in der Darstellung der langen Geschichte des Glases machten die Düsseldorfer Bestände zur umfassendsten Sammlung dieser Art des Kontinentes, schildert der „Hausherr“ und international angesehene Glas-Experte Helmut Ricke. Der Versicherungswert beträgt rund 40 Millionen Euro. Vor wenigen Woche erst sei eine bedeutende Privatsammlung mit etwa 130 französischen Jugendstilgläsern aus einem Heidelberger Nachlass in den Besitz des Museums übergegangen. Der schon durch den Museums-Mäzen und Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich angelegte Sammlungsschwerpunkt dieser Epoche mit Meisterwerken von Gallé, Lalique oder Tiffany sei nun endgültig „weltweit unübertroffen“.

Weit in die Historie des Glases entführen rarste Stücke wie eine Schlangenfadenflasche der Römer oder eine einzigartige, wohl in Mainz ausgegrabene römische Schale mit blauem Fadendekor. Nur in den Düsseldorfer Vitrinen lässt sich vor „exotischen“ Originalen studieren, welch starken Einfluss Glas aus Mogul-Indien („Das hat sonst keiner!“) oder China auf das Glasdesign späterer Jahrhunderte in Europa hatte. Ob „freie“ Glasskulptur eines zeitgenössischen Künstlers oder tulpenähnliches Jugendstil-Zierglas auf zartem Stängel, ob staunenswert geschliffener Barock-Becher mit mythologischen Szenen oder bunter venezianischer Pokal: Sie alle sind aus dem ersten „Kunststoff“, mit dem die Menschen Halbedelsteine und Bergkristall selbst erschaffen wollten.