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Rekruten der Volksgesundheit

GESUNDHEIT Für eine Langzeitstudie werden 200.000 Menschen untersucht und befragt. Die Daten sollen der Erforschung von Krankheitsursachen dienen

200.000 Probanden werden untersucht, 20 Millionen Bioproben liegen auf Eis

Demnächst vielleicht auch in Ihrer Post: Eine Einladung, sich einer mehrstündigen medizinischen Untersuchung zu unterziehen und Datensammlern viele Auskünfte über soziale Hintergründe und Lebensweise zu geben. 10.000 zufällig ausgewählte BremerInnen zwischen 20 und 69 Jahren werden in den kommenden Wochen dafür angeschrieben.

Dahinter steckt das bundesweite Forschungsprojekt „Nationale Kohorte“ von 23 Unis und weiteren Forschungseinrichtungen. Die Datenerhebung habe das Ziel „Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes oder Depressionen auf den Grund zu gehen“, sagte Wolfgang Ahrens, Projektleiter für den Nordwesten Deutschlands, am Montag auf einer Veranstaltung im Haus der Wissenschaft.

Nach der Befragung der TeilnehmerInnen werden Größe, Gewicht und Körperfett bestimmt, die Zähne untersucht und ein EKG vorgenommen. Außerdem werden Blut- und andere Bioproben entnommen und für weitere Untersuchungen eingefroren. Knapp drei Stunden dauert das Prozedere – in den folgenden Jahren werden die Untersuchungen wiederholt. Wer mitmacht, bekommt dafür zehn Euro, ein Frühstück und das gute Gefühl, sich für Forschung und Volksgesundheit eingesetzt zu haben. Denn über die Ursachen von Krankheiten lasse sich ohne solche Grundlagenforschung nur spekulieren, so Ahrens.

Zusammenhänge zwischen Lärmbelastung und Diabetes können genauso erforscht werden wie solche zwischen genetischen Anlagen und Krebs. Die statistische Auswertung der Daten kann auch auf unvorhergesehene Problemfelder bezogen werden. Solche Berechnungen nehmen nicht nur die beteiligten Institute vor – Daten stehen auch anderen zur kostenpflichtigen Nutzung zur Verfügung.

Und das Angebot der „Nationalen Kohorte“ ist groß: 200.000 Probanden werden untersucht, 20 Millionen Bioproben liegen auf Eis. Eine Kohortenstudie dieser Größenordnung und Detailtiefe ist in Deutschland einmalig und auch im internationalen Vergleich beachtlich. 210 Millionen Euro lassen sich Bund, Länder und die beteiligten Institute die ersten zehn Jahre kosten.

Wer mit den Daten arbeiten wolle, werde Empfehlungen des Ethikrats folgend geprüft und erhalte sie ausschließlich in anonymisierter Form, sagt Ahrens und ergänzt: „Dass Arbeitgeber oder Versicherungen keine Auskunft über Probanden erhalten, versteht sich von selbst.“ Zudem ist die Nutzung zeitlich begrenzt. Nach Gebrauch müssen die Daten gelöscht werden und wer dem nicht nachkommt, macht sich strafbar.

Ahrens entkräftet derartige Bedenken auch, weil er auf die Mitwirkung der ausgewählten Probanden angewiesen ist. Die Teilnahme ist nicht verpflichtend und damit die Untersuchung repräsentativ bleibt, können Verweigerer nicht einfach durch Freiwillige ersetzt werden. JAN-PAUL KOOPMANN

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