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Archiv-Artikel

Datenflut im Münchner Landgericht

ANKLAGE Uli Hoeneß hat wichtige Unterlagen zurückgehalten. Eine Steuerfahnderin errechnet daraus vor Gericht, dass der Präsident des FC Bayern insgesamt 23,7 Millionen Euro Steuern hinterzogen hat

MÜNCHEN dpa | Steuerbetrüger Uli Hoeneß gerät nach seinem spektakulären Millionen-Geständnis noch mehr in Bedrängnis. Nach Angaben einer Rosenheimer Steuerfahnderin hat der Präsident des FC Bayern München eine vor über einem Jahr erstellte Datei zu seinem geheimen Konto in der Schweiz erst kurz vor dem Prozess vorgelegt. Zu einer schnellen Urteilsverkündung von Richter Rupert Heindl an diesem Donnerstag wird es vor dem Münchner Landgericht wohl nicht kommen.

„Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird“, sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz am Dienstag und betonte: „Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden.“ Für Mittwoch ist ein Betriebsprüfer als zusätzlicher Zeuge geladen. Der 62 Jahre alte Hoeneß hatte zum Auftakt des zunächst auf vier Tage angesetzten Verfahrens eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben und damit 15 Millionen mehr als angenommen.

Mit einem roten Wäschekorb voller Akten betrat die Steuerfahnderin am Dienstagmorgen den Saal 134 im Münchner Justizpalast. Vor rund einer Woche habe Hoeneß’ Verteidigung den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto zukommen lassen, berichtete sie. Die „Grunddateien“ der pdf-Dokumente seien aber schon am 18. Januar 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden, bemerkte die Beamtin. Das habe die EDV-Abteilung der Finanzbehörde festgestellt. Laut ihrer Aussage vom Dienstag schuldet Hoeneß dem Fiskus demnach mindestens 23,7 Millionen Euro.

Die Verteidigung betonte, die Datei sei nach und nach vervollständigt und erst kurz vor Prozessbeginn fertiggestellt worden. Nach Angaben der Steuerfahnderin gaben die Behörden Hoeneß und seinen Beratern die Gelegenheit, die Selbstanzeige nachzubessern. Erst danach leiteten sie ein Ermittlungsverfahren ein und durchsuchten im März 2013 das private Anwesen von Hoeneß am Tegernsee. Der Bayern-Boss habe danach beim Finanzamt angerufen und sich für die „diskrete Durchführung der Durchsuchung“ bedankt, berichtete die Beamtin. Einen Monat später wurde die Selbstanzeige durch einen Medienbericht doch öffentlich.

An einer Freiheitsstrafe für Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschaftschef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei. „Das ist für mich absolut zwingend“, sagte er.