: Ökoaktivist tritt Strafe an
GENTECHNIK Sechs Monate Haft für Feldbefreier
BERLIN taz | Einer der bekanntesten Gentechnikgegner Deutschlands tritt heute seine Haft an. Das Landgericht Gießen hatte den 45-jährigen Jörg Bergstedt zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Das ist die härteste Strafe, die in Deutschland bislang über einen genkritischen Aktivisten verhängt wurde. 2006 zerstörte Bergstedt mit drei Mitstreitern gentechnisch veränderte Gerste auf einem Versuchsfeld der Gießener Universität. Das Gießener Landgericht stellte das Verfahren gegen zwei der insgesamt vier Beteiligten wegen Geringfügigkeit ein, der dritte Teilnehmer bekam lediglich eine Bewährungsstrafe. Nur bei Bergstedt griffen die Richter hart durch. Vorangegangen war eine zweijährige Verhandlung mit rund 300 Beweisanträgen. Bergstedt selbst spricht von einem „Abschreckungsurteil“. Nie zuvor habe es gegen „Feldbefreier“, wie sich die genkritischen Aktivisten nennen, ein vergleichbares Urteil gegeben. Bergstedt will sich offenbar nicht davon abringen lassen, seine Arbeit fortzusetzen. Derzeit schreibt er an einem Buch über den US-amerikanischen Gentechnikkonzern Monsanto. Ob er in Haft weiter an dem Projekt arbeiten darf, entscheide die Gefängnisleitung, so Bergstedt. FELIX DACHSEL