betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Wie kommt das eigentlich, dass sich das Theater immer stärker journalistischer Arbeitsweisen bedient? Deutet das auf eine Krise des Journalismus hin, dessen oberflächliche Gleichstimmigkeit vielen Menschen längst nicht mehr genügt? Oder ist das Theater als Kulturtechnik nicht mehr welthaltig genug, so dass es immer eine zusätzliche Portion Welt und Wirklichkeit braucht, um ihm noch Leben einzuhauchen? Ist es am Ende eine Mischung aus beidem, dass Theatermacher sich heute erst einmal auf Recherche begeben, bevor die eigentliche Probenarbeit beginnt? Im Ballhaus Ost kommt jetzt die erste Produktion des 2013 neu gegründeten Kollektivs „Annja Hofft“ heraus, das sich auf die Fahnen schrieb, Menschen auf dem Weg des Theaters für gesellschaftspolitische Fragen zu sensibilisieren – Fragen wie die Flüchtlingspolitik und den klemmigen Umgang des Normalbürgers damit. Darum und wie das zu ändern sein könnte, geht es im Stück „Draußen“, das am 14. März Premiere hat (Ballhaus Ost: „Draußen“, 14., 15. und 16. 3., 20 Uhr).

Von Flüchtlingen handelt auch das neue Projekt „Common Ground“, das Yael Ronen am Gorki Theater herausbringt. Unternommen wird eine szenische Reise in den Konflikt um das in den 1990er Jahren auseinandergefallene Jugoslawien. Viele Menschen sind damals nach Berlin gekommen, auf der Flucht vor der Gewalt, auf der Suche nach Arbeit oder einem anderen Leben. Wie erleben diese Berliner und ihre Kinder die Konflikte heute? Die Kinder der Opfer von Kriegsverbrechen leben hier neben den Kindern der Täter. Wie treffen sie aufeinander? Auch dieses Theaterstück wurde im Kollektiv erarbeitet – zum Teil auf Grundlage einer Recherchereise der Beteiligten nach Bosnien und Begegnungen mit Familienmitgliedern der Protagonisten, mit Zeitzeugen und Experten (Gorki Theater: „Common Ground“, Premiere 14. 3., 19.30 Uhr).

Und was können wir tun, wenn der Himmel über der Welt einstürzt? Das genau nämlich passiert in dem Stück der zehnköpfigen Osttiroler Musicbanda Franui „Schau lange in den dunklen Himmel“, das im Kontext des Festivals MaerzMusik aufgeführt wird. Das Stück basiert auf den „Geister Variationen“, dem letzten Werk, das der Komponist Robert Schumann vor seiner Einweisung in die Nervenheilanstalt schrieb und ist u. a. mit Texten von Robert Walser angereichert. Aber wo sind wir, wenn Himmel und Erde ineinandergefallen sind? Und können wir dann überhaupt noch ins Theater gehen? Antworten auf diese Fragen gibt es unter anderem hier: (Sophiensæle: „Schau lange in den dunklen Himmel“, 12. und 13. 3., jeweils 20.30 Uhr).