Ein-Euro-Desaster
: Verschärfte Ausbeutung

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Das Beschäftigen von Ein-Euro-Jobbern ist ein ausgesprochen einträgliches Geschäft. So einträglich, dass die Träger von Beschäftigungsmaßnahmen sich gegenseitig in Grund und Boden konkurrieren, um etwas vom großen Kuchen abzubekommen.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Das Wort vom „einen Euro“ erinnert zwar fatal an die Ramschimmobilien aus der ehemaligen DDR, die früher für eine Mark über den Tresen gingen. Aber wichtiger als das Geld ist für viele Betroffene, dass sie Berufserfahrung sammeln. Auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt indes ließ vor allem die Aussicht auf kompetente Betreuung und Fortbildungen hoffen.

Für all das ist in Hamburg nun kein Geld mehr „übrig“. Obwohl die Ein-Euro-Jobber doch ganz offensichtlich Geld erwirtschaften – sonst wären sie nicht so begehrt. Sie werden also im klassischen Sinne ausgebeutet.

Indem der Hamburger Senat den Wettbewerb der Träger auf Kosten der Arbeitslosen anfacht und sich den Profit einverleibt, hat er den Ein-Euro-Jobs das letzte Feigenblatt genommen: Es geht nicht um Qualifizierung, sondern um eine Beschönigung der Statistik – und ums Sparen. Dass der Arbeiter-Samariter-Bund in Hamburg aus diesem perfiden System ausbricht, ist ein mutiges Signal. Mögen andere folgen.